Einen Blog oder ein Buch zu schreiben bedeutet, sich auf die Langstrecke zu begeben. Wenn du also schon lange selbst kein Buch mehr gelesen hast, überdenke dein Schreibprojekt. Oder bestelle eines der hier empfohlenen Ratgeber übers Schreiben – denn dabei lernst du garantiert etwas.
Bücher zur und über Kreativität
Das kann nur ein kleiner Ausschnitt all der Bücher über Kreativität sein. Ich lese ja nicht alle. Doch ich erlaube mir hier ein Urteil über die Inhalte und die Methoden, die darin vermittelt werden. Und natürlich die Unterhaltsamkeit.
John Cleese: „Kreativ sein und anders denken“
Ein Quickread (falls es diesen Begriff gibt): John Cleese kennst von Monty Python und vielen, vielen sehr guten Filmen. Und er ist Autor. In dem Büchlein stellt er – sehr persönlich – seine Arbeitsweise und seine Art, anders zu denken, vor. Gespickt mit vielen denkwürdigen Gedanken: „Wenn Sie beispielsweise essen, dann ist der Moment, in dem die Gabel leer zurück zum Teller wandert, kein Fehlschlag; er ist einfach Teil des Essensvorgangs.“ So erklärt er, dass es auch unproduktive Zeiten gibt.
Dirk von Gehlen: „Anleitung zum Unkreativ sein“
Meine erste Reaktion auf den Titel war alles andere als positiv. Allerdings weiß ich, dass Dirk von Gehlen ein verdammt schlauer Kollege ist und bei Kreativität weiß, wovon er schreibt. Und siehe da: Ihm ist ein klasse Buch gelungen, mit vielen Tipps, Übungen, etwas Denk-Gymnastik und vielen unterhaltsamen Stories. Prädikat: lesenwert und nützlich. Ganz besonders gefällt mir die zweifarbige und liebevolle Aufmachung und seinem roten Faden der kreativen Entstehung: Präparation, Inkubation, Illumination und Verifikation.
Melanie Raabe: „Kreativität – Wie sie uns mutiger, glücklicher und stärker macht“
Als Bestseller-Autorin hätte es sich Melanie Raabe leicht machen können und in die Fußstapfen von Stephen King oder Haruki Murakami treten können. Dann hätte sie ein Buch darüber geschrieben, wie man ein Buch schreibt. Die Kölnerin hat den Kreis aber größer gezogen und sich die Kreativität insgesamt vorgenommen. Damit und ihren Gedanken und Übungen zur Kreativität landet sie fast im Regal für „Persönlichkeitsentwicklung“. Das gibt ihrem Buch einen etwas sehr süßlichen Beigeschmack. Und trotzdem: Weil sie so persönlich und mitfühlend schreibt, habe ich gerne Zeit mit ihr verbracht und einiges gelernt.
Über das Schreiben – allgemein
Stephen King wurde gefragt, wie er es denn schaffe, so dicke und erfolgreiche Bücher zu schreiben. Seine Antwort war „Satz für Satz“. Hier einige Ratgeber, die dabei helfen.
Andreas Eschbach: „Über das Schreiben“ (Online)
Vielleicht kann man der Webseite von Andreas Eschbach ansehen, was für Typen wirklich erfolgreiche Autoren sind. Diese Seite sieht ein bisschen aus, wie aus der Zeit gefallen – ich stelle mir gerade die Frage, ob er sie überhaupt noch pflegt. ABER: Die Informationen darauf sind großartig! Da hat einer über das Schreiben geschrieben, der es wirklich kann. Und der bereit ist, ehrlich und brutal zu arbeiten. Ob du nämlich wirklich selbstkritisch sein kannst, erfährst du zum Beispiel, wenn du dich mit einem deiner Texte durch die „10-Punkte-Überarbeitungs-Vorbereitung“ arbeitest. Halleluja!
Cal Newport: „Konzentriert arbeiten: Regeln für eine Welt voller Ablenkungen“
Was hat ein Ratgeber über konzentriertes Arbeiten hier zu suchen? Das lässt sich schnell erklären: Das Schreiben eines Buches ist wie das Bohren eines wirklich dicken Brettes. Und das vielleicht wichtigste Werkzeug, das du dafür benötigst, ist deine Konzentration – also die Fähigkeit, sich nicht ablenken zu lassen.
Cal Newport ist durch diese Fähigkeit zu einem sehr bekannten Wissenschaftler geworden UND hat nebenher noch Besteller-Sachbücher geschrieben. Es lohnt sich also, ihm beim Bohren über die Schulter zu schauen.
Roy Peter Clark: „Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben: Handbuch für Autoren, Journalisten, Texter“
Eigentlich sind diese 50 „Werkzeuge“ teils ohnehin bekannt und, teils banal. Und doch: Als ich gerade noch mal durch die Inhaltsangabe geblättert habe – hat das zwei Stunden gedauert. Denn einiges musste ich unbedingt doch noch einmal nachlesen.
Und jetzt liegt das Buch auf meinem Nachttisch. Denn ich fühle mich miserabel, da ich sehr viel davon in den vergangenen paar Jahren wieder vergessen habe.
Einen Roman schreiben
In meinen Seminaren sitzen immer wieder Teilnehmer:innen, die „nebenher“ einen Roman geschrieben haben – oder mittendrin stecken. Von diesen weiß ich dann zwei Dinge: Erstens, sie schreiben gerne – für manche ist es möglicherweise sogar eine Art Lebensziel. Falls du mit dem Gedanken gespielt hast, einen Roman zu schreiben, solltest du das unbedingt tun. Wenn etwas Zeit übrig ist, dann lies ein wenig darüber.
James N. Frey: „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“
Ein lesenswertes Buch über das Schreiben von spannenden Krimis: Etwas hemdsärmelig – aber spannend und lebensnah – führt der US-Schriftsteller und Schreib-Lehrer durch die Welt des kreativen Schreibens. Frey verlangt vom Autor eine geradezu selbst-therapeutische Entwicklung und die Beschäftigung mit den dunkelsten Fantasien. Ein großartiger Lehrer, wenn es auch manchmal ein kleines bisschen weniger theatralisch sein dürfte. Wobei, eigentlich machen gerade die großen Gesten die Unterhaltung.
Jedenfalls sollte jeder zukünftige Romanautor seinen Frey nicht nur kaufen, sondern auch lesen!
Sol Stein: „Aufzucht und Pflege eines Romans“
So richtig erinnere ich mich nicht mehr an die Lektüre des Buches. Das muss länger als 30 Jahre her sein. Im Gegensatz zu dem Ratgeber von James N. Frey ist die „Aufzucht und Pflege eines Romans“ langatmiger geschrieben – aber ich habe mehr mitgenommen. Wobei das natürlich auch daran liegen kann, dass es eines meiner ersten Roman-schreibe-Bücher war.
Ein Buch schreiben (Belletristik oder Sachbuch)
Für ein Sachbuch braucht es vielleicht etwas weniger Fantasie – aber sprachlich und persönlich ist auch das eine der größten Herausforderungen deines Lebens. Deshalb buche keinen Kurs „In 7 Tagen einen Bestseller schreiben“, sondern mache dich auf viel Arbeit und eine sehr interessante Zeit mit dir selbst gefasst.
Paul Jonas: „Schreib. Dein. Buch“
Paul Jonas nimmt dich mit auf die Langstrecke „Buch schreiben“ mit allen Aspekten rund um dieses Projekt. Es genau auch um Stil, Kreativität und Exposés – aber nicht nur. Auch der in meiner Sicht wichtigste Faktor beim Schreiben eines Buches spielt eine Rolle: Wie halte ich das nur durch. Falls du dich also mit dem Gedanken beschäftigst, dein eigenes Werk zu schreiben, könnte „Schreib. Dein. Buch.“ eine gute Hilfe sein.
Stephen King: „Das Leben und das Schreiben: Memoiren“
Hat Stephen King jemals ein Sachbuch geschrieben? Ich kann mich nicht erinnern. Und auch dieses (Standard-)Werk über das Schreiben ist eher seine Geschichte als ein Sachbuch. Allerdings ist es die Geschichte eines talentierten Journalisten, der während seines prallen Lebens zu einem der erfolgreichsten Autoren der letzten Jahrzehnte wurde.
Deshalb möchte ich es auch Sachbuch-Autor:innen auf den Nachtisch legen. Denn King kann durchaus auch über Schreibblockaden, Grammatik und die Vermarktung schreiben.
Zugegeben, an manchen Stellen liest sich das etwas ausführlich. Aber er wäre nicht Stephen King, wenn es nur ein schmales Büchlein geworden wäre.
Hans Peter Röntgen: „Vier Seiten für ein Halleluja“
Die Idee von Buchcoach Hans Peter Röntgen ist so einfach wie genial: Lektoren erkennen nach vier Seiten eines Manuskripts ob das Buch etwas taugt. Vier Seiten zeigen sprachliche Schwierigkeiten, einen lahmen Plot und ein blasses Personal. Und weil das so ist, geht der erfahrene Buchcoach mit seinen Lesern durch diese vier Seiten und trifft dabei auf alle wichtigen Themen, die dem möglichen Erfolg eines Buches im Wege stehen können.
Deshalb lohnt sich diese Lektüre auch für Autor:innen, die etwa im Selbstverlag und ohne Lektor:in veröffentlichen wollen. Letzteres ist übrigens keine schlaue Idee…
Sol Stein: „Über das Schreiben“
Dieses Buch ist das eigentliche Hauptwerk von Sol Stein. Ich habe das – weil sich ein großer Teil der Tipps auch auf Sachbücher beziehen – hier einsortiert. Von Stein lernst du darin, wie ein Manuskript funktioniert, wie Dialoge spannend bleiben und wie man bei der täglichen Schreibarbeit bleibt.
Fingerübungen für Autor:innen
Und schließlich gilt es dranzubleiben. Die täglichen Fingerübungen, mit denen du jeden Tag ein bisschen besser wirst.
Hanns-Josef Ortheil: „Schreiben dicht am Leben“
Ehrlich gesagt, ist dieses kleine Büchlein teils etwas pathetisch und irgendwie auch überflüssig. Aber für alle, die ich z.B. mit meinen Hinweisen zum Tagebuchschreiben nicht überzeugen konnte, täglich schnell mal was aufzuschreiben, ist es vielleicht genau der richtige Impuls.
Wolf Schneider: „Deutsch für Profis“
In meinen Schreib-Seminaren habe ich aufgehört zu fragen, wer Wolf Schneider kennt. Denn es ist immer ein bisschen unangenehm zu sehen, dass es Autor:innen gibt, die dieses Buch NICHT gelesen haben. Denn „Deutsch für Profis“ ist DAS Standardwerk für alle, die schreiben müssen oder wollen. Und alle, die das schon gelesen haben, sollen prüfen, ob es nicht wieder Zeit ist, Schneiders Tiraden für gute Sprache zu lesen.
Bonus-Tipp: Es gibt von Wolf Schneider auch das Buch „Deutsch für junge Profis“. Die Empfehlung ist, dieses WEDER zu kaufen NOCH zu lesen. Bleibt beim Original. Bitte.
Julia Cameron: „Der Weg des Künstlers“
Ich sage es ganz ausdrücklich: Ich bin kein Fan dieses Buchs. Aber es war für mich richtig wichtig. Darin geht es um das Wecken der Kreativität in dir. Für meinen Geschmack macht sie da ein bisschen zu viel esoterisches Gewese (sorry). Und doch sind ihre Übungen (die Morgenseiten und der Künstlertreff) zusammen mit dem konzentrierten Arbeiten (siehe oben) die wichtigsten Tools für alle kreativ Schaffende.
Richtig schreiben
Und ja, da müsste ich selbst besser werden: bei Rechtschreibung und Grammatik. Aber ich gebe mir Mühe. Und ich lese Bücher, die mir dabei helfen. Natürlich hier ein Standard-Werk – und mehr.
Klaus Mackowiak: „Die 101 häufigsten Fehler im Deutschen“
Ich garantiere dir, dass du in diesem Buch hin und her blättern wirst – und immer etwas Neues (neues?) findest. Klaus Mackowiak hält sich nicht lange mit Erklärungen oder Definitionen auf sondern schreibt, wie man schreiben sollte. Dass die deutsche Sprache sehr viele Zweifelsfälle und auch Möglichkeiten birgt, ist ja schließlich nicht auf seinen Mist gewachsen.
Duden – Die deutsche Rechtschreibung: Das umfassende Standardwerk auf der Grundlage der aktuellen amtlichen Regeln: 1 – Die deutsche Rechtschreibung
Was soll man bei diesem Titel noch hinzu fügen…
Nur die besten Vorbilder lesen
Uns prägt, was wir lesen. Wer wieder „Deutsch für Profis“ liest, wird schon durch die klare Sprache von Wolf Schneider etwas „aufgegleist“. Allerdings lebt unsere Sprache auch von Metaphern, originellen Formulierungen und Satzmelodie. Deshalb ist das Lesen guter Bücher nicht nur ein Genuss, sondern eine gute Schule für gutes Schreiben.
Donna Tartt: „Die geheime Geschichte“
Eigentlich kannst du jedes der sehr wenigen Bücher von Donna Tartt lesen. Sie schreibt große Kultur – aber auch spannend. Und sprachlich wirklich einzigartig klar.
T.C. Boyle: „Sind wir nicht Menschen – Stories“
Ja, seine Romane habe ich geliebt, bis sie mir dann doch etwas zu langweilig wurden. Doch die Kurzgeschichten (nicht nur diese) bleiben für mich immer leckere Snacks.
Harui Murakami : „Die Ermordung des Commendatore“
Murakami erzählt sehr langsam und sehr ruhig. Und er erzählt von Geschehnissen, die niemanden interessieren. Selbst, wenn man sie verstehen würde. Vielleicht ist es gerade das, was mich an ihm fasziniert. Diese beiden Bücher und auch „1Q84“ habe ich übrigens nicht gelesen, sondern via Audible gehört. Ein Genuss!
lebens-, kreativ- und denkhilfen – nicht nur für Autoren
Und hier nun all das, was mir sonst noch hilfreich erscheint.
Alexandra Peischer: „Versuchen Sie‘s mal mit Schreiben“
„Ein effektives Werkzeug für Coaching, Beratung und Erwachsenenbildung“, lautet der Untertitel des Buches über das Schreiben als Unterstützung für die Seele. Die Autorin Alexandra Peischer ist – natürlich – Schreibtrainerin u nd Schreibcoach und bietet reichlich Seminare rund ums Schreiben an. Die Erfahrung hat sie also. Und die hat sie alle in ihr Buch gesteckt. Um ehrlich zu sein: Ich habe es nicht (ganz) gelesen. Aus gutem Grund. Nach der relativ kurzen Einführung führt Alexandra Peischer für jede Lebens- und Schreib-Phase kraftvolle und phantasievolle Übungen an. Bislang dachte ich, nahezu alle Schreibübungen zu kennen – ich wurde eines Besseren belehrt. Also war ich statt lesen damit beschäftigt, die Praxis von „Versuchen Sie’s mal mit Schreiben“ zu testen. Und ich werde es als Nachschlagewerk direkt neben meinem Schreibtissch stehen lassen.
Also: Ein Must-Read für alle, die professionell für andere da sind und Schreibübungen anleiten können. Und ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die mit mir das Gefühl haben, durch Schreiben auch die eigene Seele besser entdecken zu können.
Daniel Kahnemann: „Schnelles Denken, Langsames Denken“
Einer der bekanntesten Psychologen entschlüsselt, wie wir denken und vor allem unsere Denkfehler. Auch, wenn das Buch streckenweise sehr langatmig ist, das Durchblättern und Festlesen lohnt sich auf jeden Fall!
Max Gotzler: „Der tägliche Biohacker“
Falls du nach Tipps suchst, wie du deinen Körper, dein Leben oder deinen Job optimieren kannst, brauchst du nur noch genau ein Buch. Der bekannte deutsche Selbstoptimierer Max Gotzler hat 366 Hacks zusammengetragen. Teils unterhaltsam, teils wirklich hilfreich.
Nir Eyal: „Hooked. Wie Sie Produkte schaffen, die süchtig machen“
Sein erster Bestseller, in dem Eyal Unternehmen erklärt, wie sie die Aufmerksamkeit der Massen rauben können.
Nir Eyal: „Die Kunst sich nicht ablenken zu lassen“
Sein zweiter Bestseller, in dem er den Massen erklärt, wie sie sich gegen die süchtig machenden Produkte (siehe oben) wehren können.
Der „Contentman“ hier und mein Newsletter dort sind meine Spielwiesen und digitale Chancen, meine Gedanken auszudrücken. Lange Jahre war ich Journalist – habe also vielleicht ein bisschen Tinte in meinem Blut. Mein Geld verdiene ich als Produktentwickler im Wort & Bild Verlag. .
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