Kreativität ist keine angeborene Eigenschaft, sondern eine Fähigkeit, die man trainieren kann. Hier meine liebsten Tricks, in denen ich mich auch selbst immer wieder übe. Ich wünsche dir dabei ebenso viel Energie und Kreativität, wie ich es für mich selbst wünsche.
Vergiss alle guten Vorsätze. Nüchtern betrachtet sind die am Anfang eines Jahres ebenso hilfreich wie in der – sagen wir mal – dritten Märzwoche. Deshalb mach einfach! Schnappe dir einen oder zwei meiner Vorschläge und fang einfach an. Halte ein paar tage, vielleicht zwei Wochen durch und entscheide dann, wie du damit umgehen willst.
Viel Erfolg!
Täglich schreiben
Kein Persönlichkeitsratgeber erscheint mehr ohne den Hinweis auf die Neuroplastizität des Gehirns. Einfach formuliert bedeutet dieses Wortmonster: Auch unser Gehirn und damit unsere Fähigkeiten sind trainierbar. Wer sich also regelmäßig ärgert, gewöhnt sich daran – und wird sich schneller und intensiver über andere ärgern, als andere.
Und das gilt auch für das Schreiben: Wer täglich schreibt, für den wird das Schreiben zur Gewohnheit. Durch Wortwahl, Stil, Formulierung von Gedanken und natürlich die manuelle Tätigkeit an Tastatur oder Stift werden die Synapsen trainiert, die dafür zuständig sind. Der „Schreibmuskel“ wächst und gedeiht.
- Automatisch Schreiben: Dazu setzt du dich täglich mindestens zehn Minuten mit Stift und Papier an den Tisch und schreibst, was dir gerade durch den Kopf geht.
- Tagebuch schreiben / Journaling: Was erlebst du oder welche Gedanken hast du heute zu all dem da draußen? Statt nur den Schreibmuskel zu trainieren, beginnst du dadurch auch eine eigene Stimme zu finden.
- Kreative Übungen: Schnappe dir aus diesem Beitrag jeden Tag eine kreative Schreibübung. Und du wirst sehen…
Mit der Hand schreiben
Beim „täglich schreiben“ habe ich das schon erwähnt: Es lohnt sich, auch mal wieder mit der Hand zu schreiben. Warum? Davon abgesehen, dass es Studien darüber gibt, dass handgeschriebene Texte glücklicher machen, empfinde ich die Situation mit Stift und Notizbuch als erfrischend anders. Wenn ich am Rechner sitze, dann arbeite ich. Wenn ich mit der Hand in mein Büchlein schreibe, dann denke ich freier. Probiere es.
Die Faustregel für das Schreiben von Hand lautet:
Mit der Tastatur kannst du immer mehr Menschen erreichen – mit dem Stift in der Hand nimmst du Kontakt zu dir selbst auf.
Digitalen Verzicht üben
Ob Cal Newport oder Nir Eydal: Die Ratgeber-Bestseller-Autoren raten zu weniger Social Media, E-Mail und Messenger. Und wenn ich meine Teilnehmer:innen in den Seminaren frage, was sie von fokussierter Arbeit ablenkt, werden immer (!) genau diese Punkte zuerst genannt. Doch alle sind sich einig, dass wir auch genau diese Tools für unser digitales Arbeitsleben (vielleicht auch fürs digitale Überleben) benötigen.
Anders gesagt: Wir kommen ja nicht los von Instagram, E-Mail und Slack.
Doch jetzt schon: Es gibt niemanden, der es dir übel nimmt, wenn du auf eine Nachricht oder eine E-Mail nicht sofort antwortest. Probiere das mal aus und mach auch mal an einem Arbeitstag ein paar Minuten Digital-Pause!
Und hier der Achtsamkeits-Bonus-Tipp dazu: Wenn du mal die digitalen Verbindungen gekappt hast, fühle die Sehnsucht und den Schmerz, den das verursacht. Denn das wird es tun. Stelle dir die Frage, wie real dieser Schmerz ist. Oder ob das lediglich „Gewohnheit“ ist (siehe „Neuroplastizität“ weiter oben).
Endlich 10-Finger-Schreiben lernen
Wenn ich kreativ denke, schreibe ich von Hand. Wenn ich produktiv schreibe, trommle ich auf meine Tastatur. Und zwar mit zehn Fingern. Die Ziffern werde ich vermutlich niemals mehr so richtig lernen – aber du wärst überrascht, wie schnell du die Buchstaben und Satzzeichen lernen kannst. Mehr als drei bis fünf Stunden wirst du dafür nicht benötigen. Versprochen.
Das wird zwar kein Spaß, weil auch hierbei deine bisherige Gewohnheit zur Spaßbremse wird. Aber wann, wenn nicht jetzt? Denn (Achtung Neuroplastizität!) das Zweifingersystem hat ja ganz gut und unbewusst funktioniert. Zwar ist das Zehnfingersystem weit überlegen – braucht aber neue Gehirnautobahnen und damit viel Energie.
Meine Empfehlung: Suche dir irgendeinen Zehn-Finger Schreibtrainer und reserviere dir jeden Tag etwas Zeit dafür.
Alte Beiträge überarbeiten
Der hier geht an Blogger, Magazin-Autoren und alle, die ihr Geld mit einer Webseite verdienen: Wirf einen wohlmeinenden Blick zurück. Zum Beispiel in der Google Search Console findest du eine Liste der Beiträge, die am meisten Traffic bekommen. Meist versammeln nur ein Dutzend Artikel mehr als 80 Prozent des Traffics auf sich.
Bei mir sind das unter anderem der Artikel über Kreativ-Schreiben-Lernen und meine Grammatik-Tipps. Mehr als zwanzig Prozent meiner Leser:innen kommen über diese Beiträge. Schon das ist ein guter Grund, sie aktuell zu halten. Allerdings gibt es auch noch andere „Perlen“, die ich gerne mag und nach deren Wohlergehen ich mich hin und wieder per Google Search Console erkundige.
Denn wenn ein Beitrag grad mal nicht funktioniert, heißt das ja nicht, dass er schlecht ist – vielleicht ist er nur nicht aktuell…
Den Rest deines Lebens planen
Und nun ein Blick nach vorne. Keine Sorge: Ich will mit dir nun kein Coaching starten. Aber ich will dir ein kleines Tool vorstellen, mit dem du über die Tage darüber reflektieren kannst, wohin die nächsten Jahre für dich laufen können. Ich kenne keinen Namen dafür, deshalb taufe ich es jetzt auf „Kreativer Sweetspot“.
Die Idee dahinter ist das Nützliche mit dem Angenehmen und den eigenen Fähigkeiten zu kombinieren. Diese sind ja nicht immer deckungsgleich. Wenn du Lust hast, greife dir ein großes Blatt Papier und starte mit drei Listen. In diese schreibst du folgende Punkte:
- Was ich liebe: Notiere jede Tätigkeit, die du gerne tust. Bei mir ist das ganz eindeutig „Schreiben“. Zum Beispiel auch Kurzgeschichten schreiben. Leider bin ich darin nicht sonderlich gut. Aber es macht mir Spaß.
- Was ich kann: Ich persönlich war sehr von der Erfahrung überrascht, dass ich offenbar sehr gute Seminare geben kann. Das jedenfalls meinen die Teilnehmer:innen. Ich selbst halte mich da eher für mittelmäßig, ja, ich rede nicht einmal besonders gerne. Aber für mich gehört „Seminare geben“ in diese Rubrik.
- Was die Welt braucht: Das lässt sich auf zwei Arten füllen. Einerseits gibt es Dinge, von denen wir glauben, dass die Welt sie brauch – doch das weiß die Welt noch nicht. Dazu gehört zum Beispiel mehr Freundlichkeit, finde ich. Und es gibt Dinge, die sich die Welt (von mir) wünsch, wie etwa meine SEO-Beratung, die ich gar nicht mehr gerne mache.
Vielleicht inspirieren dich meine Beispiele – aber du wirst andere Talente, Glücklichmacher und Fähigkeiten zur Weltverbesserung haben. All diese gehören auf die Liste.
Dann werden Schnittmengen gebildet. Vielleicht malst du drei Kreise und überträgst die gefundenen Tätigkeiten dahin, wo sie hingehören (siehe Bild). Vielleicht notierst du dir das auch anders. Wie auch immer: Kurzgeschichten schreiben steht bei mir nur unter „Was ich liebe“; ich kann mir also überlegen das, als Hobby zu betreiben. Mehr nicht. Da ich aber gerne und vermutlich auch ganz gut Ratgeber über kreative Methoden schreibe – und die Welt sowohl benötigt, wie auch nachfragt – gehört das in den „Sweetspot“. Ich werde in der nächsten Zeit darauf mehr Zeit verwenden als bisher.
Ein digitales fokusbäumchen pflanzen
Noch ein ganz kleiner Tipp: Die App „Forest“ (iOS, Android) hilft dir auf spielerische Weise, für 20 Minuten, eine Stunde oder mehr konzentriert bei einer Sache zu bleiben. Und zwar ganz einfach: Ich habe mir für diesen Text zwei Stunden vorgenommen und der App gesagt, dass ich so lange nichts anderes tue. Sie lässt in dieser Zeit einen digitalen Baum wachsen – der verdorrt, wenn ich das Handy dann doch für etwas anderes benutze.
Naja, es gibt noch andere Apps, die helfen fokussiert zu bleiben (zum Beispiel schreibe ich in Ulysses). Aber die Idee, dass ein Wald wächst, während ich diesen Text hier schreibe, gefällt mir gut.
Bonustipps
Du hast bessere Kreativtipps? Her damit! Das bringt dir mindestens einen Haufen Karmapunkte ein.
Der „Contentman“ hier und mein Newsletter dort sind meine Spielwiesen und digitale Chancen, meine Gedanken auszudrücken. Lange Jahre war ich Journalist – habe also vielleicht ein bisschen Tinte in meinem Blut. Mein Geld verdiene ich als Produktentwickler im Wort & Bild Verlag. .
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