Gerade hast du an jemanden gedacht – und schon ruft er an. Das war Intuition. Und wenn sie uns „trifft“, fühlt sich das seltsam an. Wichtig zu wissen: Wir alle verfügen über diese Gabe. Und meist über – oder unterschätzen wir sie. Hier die Grundlagen zur Intuition und einige Übungen, um sie zu erlernen.
Was ist Intuition?
Die Fähigkeit, ohne bewussten Einsatz des Verstandes beliebige Sachverhalte, Zusammenhänge oder Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, nennt man Intuition. Ähnliche Begriffe sind: Bauchgefühl, Geistesblitz, Instinkt oder gar Weisheit. Wer von Intuition spricht, meint damit die Wahrnehmung von Einsichten, die aus einem Unbewussten kommen.
Auch die Wissenschaft streitet nicht ab, dass es Intuition gibt. Der US-Forscher Milton Fisher sagt: „Der Verstand, den Menschen einsetzen, um vermeintlich kluge Entscheidungen zu treffen, ist begrenzt und macht nur einen kleinen Teil unseres tatsächlichen Wissens aus. Dennoch handelt es sich, wenn wir eine Intuition haben, um den Abruf von Informationen, die wir einmal über unsere fünf Sinne wahrgenommen und gespeichert haben.“
Nun, wenn das so ist, können wir Intuition lernen.
Welche Rolle spielt das Unterbewusste bei der Intuition?
Alles Unbewusstes spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und dem Einsatz unserer Intuition. Dieses Unbewusste ist sozusagen ein Reservoir an Erfahrungen, Erinnerungen und Wissen, das wir im Laufe unseres Lebens angesammelt haben. Zunächst nehmen wir alles auf, was wir sehen, hören und erleben. Manches vergessen wir schnell, andere Erinnerungen verblassen und manche bleiben uns nur verborgen – aber sie bleiben.
Und, obwohl wir uns nicht immer bewusst darüber sind, nutzen wir diese Informationen kontinuierlich, um Entscheidungen zu treffen und auf Situationen zu reagieren. Deshalb heißt es ja „Unbewusstes“.
Die Intuition ist nun eine Form, in der sich das Unterbewusste ausdrücken kann. Manchmal haben wir das Gefühl, eine richtige Entscheidung zu treffen – auch wenn wir nicht genau erklären können, warum. Wir WISSEN, dass etwas richtig oder falsch ist, kennen aber die konkreten Gründe dafür nicht. Das geschieht, wenn das Unbewusste aufgrund seiner schnellen Informationsverarbeitung bereits eine Einschätzung der Situation vorgenommen hat, die uns in Form einer intuitiven Empfindung erreicht.
Einschub: Bis zu diesem Punkt reden wir übrigens von einer rein psychologischen Intuition. Es gibt auch eine spirituelle Intuition, die noch weit darüber hinaus geht. Dazu weiter unten mehr.
Und klar: Diese Form der Intuition trainierst du, indem du auf das eigene Bauchgefühl hörst und diesem mehr Vertrauen schenkst. Vielleicht untersuchst du auch die genauen Gründe für dieses Bauchgefühl und kannst damit den Zugriff auf diese unbewussten Hebel schulen. In den Übungen weiter unten gehe ich darauf ein.
Bias statt Intuition
Allerdings sollte das Vertrauen zum eigenen Bauchgefühl seine Grenzen haben. Manchmal spielt uns das Unbewusste nämlich eine falsche Intuition vor. Und das ganz zurecht: Denn unser Denken kennt zwei unterschiedliche Formen:
- Das schnelle, intuitive Denken: Das sind die intuitiven Schätzungen, die wir aufgrund unserer Erfahrungen und Erlebnisse im Unbewussten vornehmen. Wenn wir etwa eine Person nach nur wenigen Augenblicken als sympathisch empfinden – weil sie vielleicht die Augen oder ein Lachen von Menschen hat, die wir als sympathisch kennengelernt haben.
- Das langsame, berechnete Denken: Dieses setzen wir nur dann ein, wenn wir es als nötig ansehen. Denn dieses ist viel anstrengender und benötigt viel Zeit. Vielleicht bemerken wir erst nach einem längeren Gespräch, dass diese zunächst sympathisch wirkende Person ziemlich unangenehm ist.
Dummerweise sind wir Menschen recht denkfaul. Deshalb überwiegt das schnelle Denken, wie uns Daniel Kahneman in seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ erklärt hat. Und haben wir uns erst einmal ein (falsches) Urteil gebildet, bleiben wir dabei. Das ist das Problem bei der Sache.
Ein weiteres Problem bei diesen sogenannten „kognitiven Verzerrungen“, englisch „Bias“ ist, dass wir sie vielleicht bei anderen erleben und sehen – aber nicht bei uns. Deshalb empfehle ich dir die sehr unterhaltsame Lektüre des Artikels über Kognitive Verzerrungen in der Wikipedia. Und falls du der Meinung bist, dass du frei von jedem Bias bist, schicke mir eine E-Mail. Dann möchte ich dich gerne kennenlernen. 🙂
Wichtig ist also zu vermerken: Es gibt Intuition und diese ist eine Form des schnellen Denkens. Aber wir müssen vorsichtig sein, ob wir damit nicht einem Denkfehler aufsitzen.
Sind Frauen intuitiver als Männer?
Wer behauptet, dass Frauen besser intuitiv denken können, irrt sich. Eine Studie zeigte, dass Intuition KEIN weibliches Phänomen ist. Allerdings denken die Frauen, es sei so: In einer Erhebung mit 15.000 Teilnehmenden wurden zwei Fotografien mit einem echten und einem „falschen“ Lächeln gezeigt. Doch zunächst wurden die Probanden nach ihrer Selbsteinschätzung gefragt:
- Bei der Selbsteinschätzung, ob sie das falsche Lächeln eher erkennen würden, antworteten die Frauen mit 77 Prozent mit „ja“.
- Sie lagen damit weit vor den Männern, die sich mit 58 Prozent „intuitiv“ einschätzten.
Tatsächlich erkannten die Männer das falsche Lächeln beim anderen Geschlecht aber mit 76 Prozent, die Frauen lagen nur in 67 Prozent der Fälle richtig. Betrachtet man die Einschätzung über beide Geschlechter hinweg, lagen Männer und Frauen mit 72 und 71 Prozent richtigen Beurteilungen praktisch gleich auf.
Interessant daran ist also nicht nur, dass Männer ebenso intuitiv sind wie Frauen. Sondern auch die Tatsache, dass die Intuition beim Blick auf das andere Geschlecht besser zu funktionieren scheint. Möglicherweise ist das schon ein Fall von gesellschaftlichem Bias – denn es herrscht nun mal das Vorurteil, dass Frauen intuitiver sind als Männer.
1. „Psychologische“ Intuition
Unstrittig ist also, dass es Intuition gibt und sie nicht aus dem Nichts kommt. Woher genau, darüber herrscht keine Einigkeit. Die Psychologie sagt, dass „Eingebungen“ nur kommen, wenn wir schon viel zu einem Thema wissen – und unsere „Eingebungen“ aus diesem entsteht. In diesem Fall kommt die Intuition also von „Wissen“, das im Unterbewussten zu einem Impuls führt.
Das ergibt Sinn: Ein Schachspieler kann mit einem Blick ein komplexes Spiel „lesen“, weil es sein Unterbewusstsein in Windeseile analysiert. Oder so ließe sich die Intuition eines erfahrenen Personalchefs über die Einschätzung von Bewerber:innen so erklären, dass sein Unterbewusstsein treffsicher die richtigen Signale am Aussehen und Verhalten eines Bewerbers erkennt.
Wenn man das so sieht, ist Intuition keine göttliche Eingebung.
Und damit ist diese Gabe trainierbar: Lerne, erlebe und erfahre viel. Lasse immer wieder los und erlaube deinem reichen Unterbewusstsein, schnell und spontan eine intuitive Entscheidung zu treffen. Und, ja: Das braucht Übung – siehe unten.
2. „Spirituelle“ Intuition
Falls du ein spiritueller Mensch bist, wirst du den Zugang zu deinen Impulsen vielleicht als Botschaft einer allwissenden Quelle oder eines gemeinsamen Ur-Wissens sehen. Deine eigenen Erfahrungen werden für dich zwar wichtig sein – doch die „Eingebung“ kommt aus einer anderen Quelle.
Ich selbst mag nicht an ein höheres Wesen oder eine Matrix glauben, die uns alle durchdringt. Andererseits gilt: Dass etwas nicht bewiesen ist, kann auch den Grund haben, dass es nicht ausreichend erforscht wurde. Es gab Zeiten, da sagte die herrschende Forschung, dass die Erde flach sei. Hätte sich Kolumbus nicht trotzdem auf den Weg gemacht – wäre es vielleicht ganz anders mit dem Kontinent auf der anderen Seite des Atlantiks gelaufen.
Also: Möglicherweise ist etwas dran an „spiritueller Intuition“. Ich möchte das nicht ausschließen.
Aber auch in diesem Fall ist die Intuition trainierbar: Durch das Lernen von Vertrauen zu sich selbst und das Loslassen. Also ganz ähnliche wie die psychologische Intuition
Wie auch immer: Sowohl die psychologische als auch die spirituelle Intuition haben ihre Berechtigung und sogar ähnliche Lernwege.
Wie kann man Intuition lernen?
Viele Menschen beschreiben den Moment, in dem wir eine intuitive Eingebung haben als sehr angenehm. Also nicht nur das Ergebnis ist dann fantastisch, es ist auch ein Genuss, dorthin zu kommen. Vergleichbar ist dieses Gefühl mit manchen Meditationserfahrungen, aber auch mit Begriffen wie „Vertrauen“, oder „Selbstbewusstsein“.
Das lässt den Schluss zu, dass wir zwei Bereiche üben können:
- Erstens können wir die Grundlage schaffen, auf der Intuition „geschehen“ kann. Hierbei geht es hier um Erfahrung und Detailwissen, andererseits benötigen wir Vertrauen in und uns unsere Fähigkeiten. Am besten beides.
- Zweitens müssen wir lernen, den – meist leise geflüsterten – „Vorschlag unseres Unbewussten“ zu hören und ihm zu vertrauen. Das ist ungleich schwerer. Denn während wir gerade verzweifelt nach einer Lösung für ein kniffliges Problem suchen, müssen wir entspannen und dieses leise Flüstern hören. Das scheint unmöglich. Ist es aber nicht.
Die Übungen
Du kannst sofort damit beginnen, deine Intuition zu nutzen: Scrolle über die Übungen und suche dir nur eine einzige aus, mit der du startest. Alle benötigen Zeit und die meisten lassen sich sonderlich gut miteinander kombinieren. Also suche dir eine oder zwei aus, übe eine Weile und komme dann wieder …
1. Schritt: zur Ruhe kommen & Selbstwahrnehmung schulen
Zur Vorbereitung und Grundlage müssen wir die Achtsamkeit schulen. Das ist schnell erklärt: Nur wenn du genauer in dich hinein lauschen lernst, wirst du die zarte Stimme der Intuition hören und sie von den groben Bewertungen trennen lernen.
Übrigens ist Intuition nicht unbedingt eine Stimme. Manche sehen Bilder, andere bauen ihre innere Welt aus Beziehungen oder noch ganz anderen Prinzipien auf.
Welche „Sprache“ dein Bauch auch immer spricht: Nur, wenn du gelernt hast, genau darauf zu achten, wirst du seine Botschaften verstehen. Und bitte: Niemand (!) kann …

Der „Contentman“ hier und mein Newsletter dort sind meine Spielwiesen und digitale Chancen, meine Gedanken auszudrücken. Lange Jahre war ich Journalist – habe also vielleicht ein bisschen Tinte in meinem Blut. Mein Geld verdiene ich als Produktentwickler im Wort & Bild Verlag. .
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