Das hier richtet sich an alle, die des Schreibens von Artikeln mächtig sind – aber sich nach einer Checkliste sehnen, mit der sie professionell und ohne Umwege Texte schreiben können. Ich gehe also von einer guten Grundbildung und einer gewissen Erfahrung aus.
Und ich unterstelle, dass du in den vergangenen Jahren wenig Feedback zu deinen Texten bekommen hast. Dann benötigst du so etwas wie ein Schema, dass dir zu ein wenig Abstand zu deinem Text-Output ermöglicht und (halbwegs) objektive Kriterien zur Bewertung liefert. Daran versuche ich mich hiermit.
Die grundsätzliche Haltung
Du hast schlaue Gedanken und hast geübt, diese in eine Textform zu formulieren. Das ist gut – aber noch lange kein Anlass, einen Artikel zu schreiben. Denn die beiden Türöffner zu guten Artikel heißen:
- Wen interessiert das?
- Was wollen diese interessierten Menschen darüber wissen?
Bevor du dich also überhaupt an den Schreibtisch setzt, solltest du mit deinen Leser:innen die Rollen getauscht haben. Dazu gleich im Abschnitt „Der Inhalt“ mehr.
Deine grundsätzliche Haltung ist also nicht, dass du etwas schreiben willst. Die Frage ist, wer das lesen will.
Es ist also essenziell, dass du deinen üblichen Gedankenstrom bewusst verlässt und dir diese beiden Fragen stellst. Und: Schreibe dir die Antworten auf. Du wirst sie später erneut benötigen.
Der Inhalt
Die Antworten auf die zweite Frage wird beim Zusammenstellen des Inhalts wichtig. Aber lese dir die Frage noch einmal aufmerksam durch. Sie lautet „Was wollen diese interessierten Menschen darüber wissen?“ Hier steht ausdrücklich nicht „Was willst du den Menschen dazu sagen?“
Und ja: Du hast schon die Möglichkeit, deine eigenen Botschaften zu integrieren. Aber gelesen wird der Artikel erst einmal nur, weil du die Fragen beantwortest, die sich die Menschen selbst oder an Google stellen.
Ein Beispiel: Wenn du einen Artikel über das Schreiben von Tagebüchern ist und du möchtest der Welt damit verkünden, dass Tagebücher unbedingt von Hand geschrieben werden sollten, dann ist das deine Botschaft. Die wird allerdings kaum jemand lesen, falls du sie einfach so aufschreibst.
Denn die Leute da draußen suchen auf Google nach diesen Fragen:
Damit dein Artikel also gelesen wird, solltest du deine Botschaft zwischen einige gute Antworten zu diesen Fragen einbetten. Ich finde etwa die Fragen 2, 3 und 5 gehen in diese Richtung. Also gib den Fischen einen leckeren Köder – vielleicht werden sie den Haken mit schlucken.
Du kannst auch ChatGPT diesen Auftrag geben: „Du willst einen Artikel über das Schreiben eines Tagebuchs verfassen. In diesem möchtest du darauf hinweisen, dass es besser ist, sein Tagebuch von Hand zu schreiben. Welche anderen Themen passen dazu? Erstelle mir eine Artikel-Struktur für einen solchen Artikel.“
Um es ganz knapp zu sagen: Kaum jemand interessiert sich für deine Botschaft. Es sei denn, du verpackst sie in möglichst passenden, hilfreichen und glaubwürdigen anderen Inhalt.
Die Struktur
ChatGPT wird dir ziemlich wahrscheinlich eine recht gute Struktur für einen Artikel zusammenstellen. Ich habe die KI schon oft danach gefragt und sie hat mir immer ordentliche Ergebnisse geliefert. Als Sprachmodell kann sie das nämlich recht gut.
Damit du verstehst, was sie da tut, hier eine Übersicht einer guten Artikel-Struktur:
- Überschrift: Diese nennt das Thema und führt interessant darin ein.
- Einstieg: Das sind etwa drei bis vier Sätze, die das Thema noch genauer greifen und ein Versprechen darüber abgeben, was in dem Artikel zu lesen sein wird.
- Kapitel: Dann kommen die Unter-Themen, also strukturierte Kapitel mit Überschrift und jeweils zwei bis fünf Absätzen. Innerhalb dieser kannst du Aufzählungen machen, wichtige Sätze mit Fettung kennzeichnen und externe Quellen verlinken.
- Fazit: Unter dem Motto “Und die Moral von der Geschichte” fasst du nun noch einmal in drei bis fünf Sätzen zusammen, was die Leser:innen nun mit den gewonnenen Erkenntnissen anfangen können.
Ausführlicher habe ich das hier behandelt.
Der Stil
Das ist ein schwieriges Thema. Für den Anfang rate ich dir, so klar und sachlich wie irgendwie möglich zu schreiben. Der beste Stil ist der, der nicht zu erkennen ist. Vielleicht helfen dir diese drei Regeln:
- Ein Gedanke, ein Satz. Ein Gedankengang, ein Absatz.
- Variiere Satzlängen: Kurze Sätze stehen für wichtige Aussagen. Die langen Sätze können mehr Informationen transportieren, also die wichtigen Aussagen ein wenig erklären.
- Wenn der Text fertig geschrieben ist, streiche noch mindestens zehn Prozent davon wieder raus.
Der beste Test, um einen eigenen Text selbst zu prüfen, ist: Lies ihn dir laut vor. Du wirst merken, wo es knirscht und du wirst stolpern, wo es holpert.
Mehr über Stil liest du hier.
Formalien und andere Details
Ich gendere immer. Ich versuche, immer korrekt nach Duden zu schreiben. Und ich verwende gerne die Fremdwörter, die meine Zielgruppe versteht. Ich versuche, wichtige Textstellen durch Fettung hervorzuheben und ich muss aufpassen, dass ich nicht zu viele Aufzählungen habe. Außerdem duze ich meine Leser:innen und spreche sie überhaupt gerne direkt an.
Wie ist das mit dir? Es geht nicht darum, dass du alles so machst wie ich. Aber es wäre wichtig, dass du zu all dem eine Regel hast, die du durchgängig befolgst. Also notiere dir das irgendwann, bevor du regelmäßig Texte schreibst.
Der letzte Check
Da liegt doch noch der Zettel, auf den du deine Antworten auf die beiden Grundsatz-Fragen notiert hast: Wen interessiert das? Und was wollen diese interessierten Menschen darüber wissen?
Nimm diesen Zettel zu Hand, lese dir deine Antworten aufmerksam durch, dreh dich dreimal im Kreis und lies jetzt noch einmal deinen Artikel. Passt alles?
Und so geht der Workflow
Das klingt nach viel? Nun ja. Es wird relativ einfach, wenn du einen klaren Workflow entwickelst, den ich dir hier vorschlage:
- Idee: Wähle ein Thema und formuliere deine Kernbotschaft
- Recherche: Was gehört rein? (aks Google oder ChatGPT)
- Strukturieren: Schreibe dir eine Arbeitsüberschrift und die Kapitelüberschriften deiner Unter-Inhalte auf.
- Schreiben: Fülle diese Kapitel mit Text.
- Redigieren, Korrigieren: Lies dir den Artikel mindestens einmal laut vor. Mach mindestens einen Lesedurchgang in dem du Wörter sparst. Korrigiere mit einem Korrekturprogramm. Lies dann abermals laut.
- Fertig.
Und nun zum Fazit
Also? Was fängst du damit an? Klingt das nach Arbeit? Na ja, wir lernen alle in der Schule, Aufsätze zu schreiben. Mehr oder weniger. Und dann texten wir uns durch E-Mails, Konzepte und andere Schriftsätze.
Allerdings ist es wie mit dem Sprechen: Im Gespräch können wir Sätze bilden und Inhalte erzählen. Wenn du aber zum ersten Mal vor 100 Menschen stehst und eine Rede halten musst, fehlen dir die Worte. Dafür benötigst du einen Plan. Und vielleicht konnte ich dir diesen für das Schreiben liefern.
Der „Contentman“ hier und mein Newsletter dort sind meine Spielwiesen und digitale Chancen, meine Gedanken auszudrücken. Lange Jahre war ich Journalist – habe also vielleicht ein bisschen Tinte in meinem Blut. Mein Geld verdiene ich als Produktentwickler im Wort & Bild Verlag. .
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