KI im kreativen Prozess (mit Beispiel-Prompts)

4.8
(10)

Wer noch Lust auf kreatives Arbeiten hat, beschäftigt sich derzeit mit den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI). So auch ich. Und eigentlich ist es offensichtlich, wobei uns ChatGPT, Claude & Kolleginnen helfen können – und wobei nicht. Hier eine Übersicht und erste Schritte für die eigene Übungspraxis.

KI für kreativität
Die besten Zeiten (Foto: Eric)

Natürlich stehe ich nun täglich im Austausch mit einer KI. Heute mehr mit Claude als mit ChatGPT – dazu später. Vor allem, wenn es darum geht, Artikel zu schreiben oder meine Seminare auf den aktuellen Stand zu bringen. Oft kann mir die KI helfen, manchmal verwirrt sie mich und regelmäßig verliere ich mich im Ausprobieren oder in all den neuen Tools. Ich bin nämlich auch ein Nerd.

Jedenfalls habe ich die Unterstützung der KI schätzen gelernt – vorrangig im kreativen Prozess. Denn gerade in diesem kann ChatGPT oder Claude lästige Aufgaben abnehmen oder neue Ideen einbringen. Es gibt da nur zwei Mantras, die ich mir immer wieder vormurmle:

  1. Die Ergebnisse der KI sind generisch, also mehr oder weniger durchschnittlich. Und nur durch meine Führung kann etwas wirklich Kreatives entstehen.
  2. Es gibt keine Abkürzungen bei kreativen Projekten. Weder durch Drogen noch durch inspirierende Vorträge und schon gar nicht durch KI.

Dies als Einstieg. Um diesen zu verstehen, wollen wir aber weiter vorne anfangen.

Was kann KI – was nicht?

Kein Synonym für KI, aber eine korrekte Beschreibung von ChatGPT ist „Sprachmodell“. Diese Art der Generativen KI (also KIs, die alles Mögliche können) analysiert massenhaft Texte und bauen daraus ein unglaublich komplexes Modell, wie Wörter zusammenhängen. Daraus berechnet sie dann die Antwort auf eine Frage. Eine solche KI berechnet also die Wahrscheinlichkeit, welches Wort als Nächstes kommt, auf der Basis der bisher geschriebenen und digitalisierten Texte.

Übrigens gilt das auch mit der Eingabe: Wenn du als Prompt nur eine allgemeine Frage stellst, kann das Sprachmodell darin nur eine sehr allgemeine Anfrage sehen. Wenn du die richtigen Wörter in der richtigen Reihenfolge verwendest, kann sie viel besser errechnen, welcher Output zu deinem Input passt.

Stärke der KIWas damit gemeint istWas sie nicht kann
Mehr MasseEin Algorithmus erledigt alle sich wiederholenden oder leicht abwandelnden digitalen Aufgaben schneller als jeder Mensch. Die Qualität von KI wird also in Masse gemessen.Der Umgang mit Einzelfällen und nicht digitalisierte Informationen ist für die KI also schwierig bis ausgeschlossen. Sie kann nur sehr spezielle Antworten geben, wenn sie sehr speziell „befragt“ wird.
Besserer DurchblickEine KI kann tausende Seiten Text mit relevanten Informationen sichten und vergleichen. Oder eine Abweichung von der Norm finden. Sie findet Ideen und Themen in den Texten und ordnet diese dann nach Wahrscheinlichkeit in ihrer Antwort. Ein intuitives Bauchgefühl wird die KI nicht entwickeln – auch, weil ihr die Realität außerhalb der durch Texte beschriebenen Welt fehlt. Wenn sie also erschreckend menschlich reagiert – dann nur im Rahmen von vorgegebenen Warscheinlichkeiten.
Unabhängige SichtAls Menschen sind wir in unseren Erfahrungen und damit in unseren Vorurteilen gefangen (ja, auch du und ich). Wir können nur sehen, was wir wissen und was wir erlebt haben. Der USP von Sprachmodellen ist, möglichst viel unterschiedlichen Text gelesen zu haben. Sie erweitern also unseren Horizont. Allerdings ist auch genau das der Grund für einige Fehler: Eine KI reproduziert immer nur das, was sie häufig woanders gelesen hat. Das Wir-Gefühl einer Zielgruppe ist der KI also fremd. Jeder Ausbruch aus dem allgemeinen Durchschnitt fällt ihr schwer. Ebenso stolpert sie bei der Unterscheidung von „aktuell“ zu „oll“.

Das bedeutet, dass eine KI ohne andere aktuelle News gelesen zu haben, keine aktuellen News schreiben kann. Und es bedeutet, dass sie unsere Texte zwar auf Fehler oder mangelnde Argumente durchschauen kann. Aber eine kreative Regelverletzung entspricht nicht ihrer DNA.

Einsatzmöglichkeiten von KI im kreativen Stufenprozess

Nun noch einige Gedanken darüber, was Kreativität ist. Das Wiederholen von lustigen Instagram-Memes ist jedenfalls nicht kreativ. Das kann sehr erfolgreich sein – aber es ist nicht kreativ. Ebenso muss das Schreiben eines How-To-Ratgebers nicht kreativ, sondern leicht verständlich und vollständig sein. Kreativ ist, wenn du etwas Neues, vielleicht unerwartetes in die Welt bringst. Das kann auch eine Kombination von bestehenden Formaten sein. Aber es muss eine neue Idee dahinterstehen.

Und eine Idee erscheint nicht plötzlich mit einem Knall, sondern entwickelt sich in Stufen. Genau genommen, in sieben Stufen. Zu diesen Stufen weiter unten mehr.

Bisher haben wir angenommen, dass wir diese sieben Stufen selbst und in unserem Kopf erledigen müssen. Doch jetzt können wir uns der künstlichen Kolleg:innen bedienen, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen.

novelcrafter anzeige
Kreative PhaseWas wird erledigtWas kann die KI?Unsere Rolle
Richtung findenWelches Produkt, welches Werk soll geschaffen werden? Und für wen? Was sind die Anforderungen der Zielgruppe?Beschreibung der Zielgruppe. Wettbewerbs-Analyse. Vorschlag für Ziele.Definition, was wir wirklich benötigen. Befragen von echten Menschen (Zielgruppe).
RechercheExplizites und implizites Wissen sammeln aus möglichst vielen benachbarten und völlig fremden Bereichen.Sammeln und Zusammenfassung von Inhalten, die wichtig sind.
Filtern von Informationen nach Regeln.
Lernen. Für die nächste Stufen benötigen wir genug Wissen, um neue Kombinationen zu entwickeln.
Kreative Verbindungen schaffenInkubation ist ein stiller Prozess in unserem Unterbewusstsein, der in dem vorhandenen Wissen zu neuen Verbindungen führt.Nichts. Außer, dass sie uns ansonsten so viel Zeit spart, dass wir die für die Inkubation nötige Ruhe haben. Die besten Strategien für die Inkubation sind: Spazierengehen, Schlafen, Tagträumen und Meditieren.
KreationDer kreative Kernprozess: das massenhafte Sammeln von Ideen und Varianten. Ideen aufzählen, Varianten entwickeln, Brainstorming im Dialog Wir geben den Startpunkt vor und treiben den Prozess immer weiter.
Konsolidieren und Bewerten der IdeenAuswahl der besten Idee(n) auf der Basis der weiter oben definierten Ziele.Bewertungsvorlagen schaffen. Ein Abgleich mit den o.g. Zielen. Einbringen einer allgemeinen (objektiven) Sicht. Auch bei der Auswahl kann eine kreative Regelverletzung nötig sein. Deshalb steuern wir die Auswahl.
Konzentriert ausarbeitenIn der Produktionsphase werden Details ausgearbeitet, Fehler eliminiert und das Produkt zusammengebaut.Hier spart uns die KI viel Zeit, indem sie Details ausarbeitet, Inhalte korrigiert und sogar auf der Basis unseres eigenen Stils schreibt. Wir schubsen die KI immer wieder vom reinen „Durchschnitt“ weg, der das Ergebnis öde (generisch) machen würde.
Feedback und QualitätskontrolleFunktioniert das Produkt in der Zielgruppe?Unabhängiges oder aus einer definierten Sicht gerichtetes Feedback. Unser Bauchgefühl und die Befragung von echten Menschen.

KI kann also bei sich wiederholenden digitalen Aufgaben helfen und in großen Textmengen relevante Informationen finden. Aber sie kann keine intuitiven Entscheidungen treffen, hat kein Wir-Gefühl und kann nicht mit nicht digitalisierten Informationen umgehen.

Deshalb kann ChatGPT zwar in allen sieben Stufen des kreativen Stufenprozesses helfen, von der Festlegung von Zielen bis zur Feedback- und Qualitätskontrolle. Allerdings braucht sie gute Betreuung. Und ein gutes Promtings.

Prompts für kreative Prozesse

Genauso wenig, wie die KI dir die gesamte kreative Arbeit abnehmen kann, werde ich dir eine Handvoll Prompts hinlegen, mit denen du alles erledigen kannst. Des es geht ums Denken und um kreative Regelverletzungen – das kann dir niemand abnehmen. Und doch, ich kann dich auf die Spur bringen.

Im Folgenden einige Prompts, mit denen es mir bisher gelungen ist, gute Ergebnisse zu erzielen. Falls du Ergänzungen oder Kritik daran hast, nur her damit.

Zielgruppen / Personas / Ziele definieren

  • Welche Zielgruppen könnte das Thema XY interessieren? Bitte nenne die 5 wichtigsten und beschreibe sie jeweils kurz.
  • Entwickle mir 3 Personas für das Thema XY in den Kategorien „Demografie“, „Ziele“, „Herausforderungen passend zum Thema“ und „Kaufverhalten“. Stelle mir diese in einer Tabelle dar.
  • Was muss ein XY unbedingt wissen, wenn er in Zukunft XZ macht? Nenne die Wissensgebiete, die mit der YZ zusammenhängen.
  • Nenne 3 Anlässe, nach denen denen Menschen aus der Zielgruppe XY das Produkt YZ kaufen wollen. Beschreibe dabei auch ihre Bedürfnisse nach Informationen.

Wissen sammeln

  • Fasse mir den Inhalt dieses PDF-Dokuments auf Deutsch zusammen. Achte dabei vor allem auf die praktisch umsetzbaren Gedanken.
  • Welche fünf Unterthemen muss ich lernen, um einen guten Überblick zum Thema XY zu bekommen? Gehe davon aus, dass mein Wissenstand ZX ist.
  • Welche Quellen findest du zum Thema xy und wie relevant sind diese jeweils?

Ideen kreieren

  • Nenne mir 10 Ideen, für xy.
  • Welche 10 Artikel sollten auf einem Blog erscheinen, der sich mit dem Thema XY beschäftigt?
  • Entwickle die Idee yz weiter, finde dazu 10 weitere Varianten.
  • Hier sind 5 Ideen für xy. Erweitere diese um 10 weitere Ideen oder Varianten.
  • Schlage mir möglichst viele Ideen für Instagram-Postings vor, mit denen wir ein xy bewerben können.

Konsolidieren

  • Welche dieser Ideen passen am besten zu dem Ziel xy. Bitte begründe das mit jeweils einem kurzen Text.
  • Welche dieser Ideen sind für die Zielgruppe XY am attraktivsten? Begründe diese Auswahl.

Produzieren

  • Analysiere diesen Text auf seinen Schreibstil und formuliere das Ergebnis so, dass ich es zukünftig für das Promting von ChatGPT verwenden kann, wenn ich einen anderen Artikel in diesem Stil haben möchte.
  • Strukturiere eine Ratgeber-Artikel über das Thema XY in dem ZY erkärt werden soll. Die Zielgruppe besteht aus XZ.
  • Bitte fasse diesen Artikel für Google (Title-Tag, Description) zusammen.
  • Wie könnte eine klickstarke Google-Anzeige für den Artikel lauten?
  • Fasse diesen Artikel für einen LinkedIn-Post zusammen.
  • Erstelle eine Quizfrage mit drei möglichen Antworten auf der Basis dieses Artikels.

Feedback geben

Im Feedback zu einem Artikel hat mir ChatGPT gesagt, der Artikel wäre an manchen Stellen umständlich. Ich wollte es genauer wissen…
  • Gib mir Feedback aus der Sicht eines ZY zu diesem Artikel. Beachte dabei die Vollständigkeit, den Schreibstil und den Aufbau. Welche Ergänzungen schlägst du vor?
  • An welcher Stelle enthält der Text die genannten Stilfehler?

Weitere Tools

Das sind alles Prompt für ChatGPT, das wichtigste KI-Tool. Ich verwende noch weitere Tools im Kreativen Prozess:

  • In lex.page lasse ich mir eine Artikel-Struktur mit Zwischenüberschriften für ein Thema erstellen und lasse die KI meinen Text weiterschreiben, wenn mir gerade nichts einfällt.
  • in notion kann ich beides auch erledigen. Außerdem erstellt mir dieses Notiz-Tool gute Zusammenfassungen von Artikeln, die ich diesen teils vornan stelle.
  • Im DeepL Writer hole ich mir für wichtige Texte ein Lektorat ab und lerne daran für meine weiteren Texte.
  • Das Languagetool zeigt mir Fehler, Synonyme und verbessert meine Sätze.
  • In Whisper Memos rede ich rein, wenn ich unterwegs Ideen habe – und bekomme das transkribierte Ergebnis per Mail.

Und nun?

Die oben genannten Prompts sind natürlich nur Beispiele. Du findest viel mehr, wenn du dir das Tool AIPRM in deinem Browser installierst. Doch probiere selbst herum. Und denk daran, dass die Ergebnisse von ChatGPT immer nur die wahrscheinlichsten Ergebnisse sind. Echte Kreativität entspricht eben nicht der größten Wahrscheinlichkeit, sondern setzt auch immer eigene Impulse. Dafür bist allein du verantwortlich.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 4.8 / 5. Anzahl Bewertungen: 10

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?


Kommentare

Eine Antwort zu „KI im kreativen Prozess (mit Beispiel-Prompts)“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner