ChatGPT, Gemini und die anderen bekannten KIs sind Sprachmodelle. Sie können also hauptsächlich eins: Sprache. Deshalb sind sie ein perfekter Partner zum Schreiben lernen. Egal, ob Rechtschreibung, besserer Stil oder guter Ausdruck. Hier also die Tipps dafür und die hilfreichen Tools.
(K)ein Stundenplan: Wie du Schreiben lernen kannst
Nun bist du also hier. Auf einer Art Tutorial zum Schreiben lernen. Damit wir uns richtig verstehen: Du wirst keine Videos und keinen Stundenplan finden. Lediglich Tipps und Tools, mit denen du arbeiten kannst. Und eine Empfehlung, wie du vorgehst.
Hier eine Übersicht, welche Bereiche zum besseren Schreiben gehören:
- Richtig schreiben, also Rechtschreibung und Grammatik verbessern.
- Den Stil optimieren, also „schöner“ (?) schreiben.
- Klarer schreiben, also einfacher und vielleicht auch kürzer formulieren.
- Die richtigen Worte finden.
Du wirst also scheitern, falls du dir den Artikel durchlesen willst, um danach alles besser zu machen. Es wird leichter für dich, wenn du das wie ein Training ansiehst, bei dem du mal das eine und dann das andere übst. Natürlich haben alle Lehrthemen miteinander zu tun. Wenn du also deinen Stil optimierst, wirst du danach wohl auch klarer schreiben und die richtigen Worte finden.
Allerdings ist es hilfreich, sich jeweils auf einen einzigen Bereich zu konzentrieren. Danach dann das Gelernte dann praktisch anwenden und dann zum nächsten Thema gehen. Das benötigt eine regelmäßige Text-Arbeit und Zeiten von praktischer Anwendung.
Deshalb habe ich doch so etwas wie einen Stundenplan – den du aber selbstständig und selbstverantwortlich für dich anpasst.
Zeit (z. B. Wochen) | Lern-Bereich | Wie du das lernen kannst | Tipps & Tools unten |
---|---|---|---|
Woche 1 | Rechtschreibung und Grammatik | Eigene Texte durch KI korrigieren lassen und ChatGPT nach den dahinterliegenden Regeln befragen. | 5 + 1 |
Woche 2 | Stil und Klarheit I | Fremde Texte selbst nach Stil und Klarheit analysieren und dann die KI-Analyse dazu lesen. | 2 |
Woche 3 | Stil und Klarheit II | Eigene Texte von einer KI analysieren lassen – und die Empfehlungen verstehen und bewerten. | 3 |
Woche 4 | Texte Redigieren | Fremde oder eigene Texte nach selbst formulierten Regeln von der KI um- oder neu schreiben lassen. | 4 |
Woche 5 | Feedback annehmen und ablehnen | Feedback von einer KI nehmen – und darüber entscheiden, was davon brauchbar ist. | 4 |
Woche 6 | Einen neuen Workflow entwickeln | Die Tools in einen zukünftigen Schreib-Workflow einbauen. | 1-5 |
Natürlich kannst du dir auch nur einzelne Elemente herauspicken. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass wir manchmal genau bei den Dingen ziemlich schlecht sind, die wir nicht üben wollen. 🙂
1. Was ist eigentlich eine Partizipialkonstruktion? Die Regeln lernen
Die deutsche Sprache ist nicht leicht, schon gar nicht ihre Kommaregeln. Ich arbeite mich zwar regelmäßig durch (und dokumentiere das hier). Allerdings habe ich jeden Tag offene Fragen. Oder weißt du genau, wie und warum Punkte am Ende von Aufzählungspunkten stehen sollen? Kennst du die Regeln, wann Komposita mit oder ohne Bindestrich geschrieben werden?
Was hier am besten hilft: Die eigenen Fehler finden – und die dahinter liegenden Regeln zu lernen. Denn es sind natürlich immer die gleichen (dieselben?) Fehler, die wir machen. Wenn du also deine Texte von einer Textkorrektur (siehe Punkt 5 unten) korrigieren lässt, dann ist das nur die erste Hälfte.
Wenn du einige dieser Fehler sammelst und die KI nach den dazugehörigen Regeln befragst, wirst du wirklich lernen.
So gehst du vor: Sammle einige Tage lang deine Fehler oder wirf einige Texte in eines der Korrektur-Tools und nimm dir dann die Zeit, die Regeln zu verstehen. Und hier kommt ChatGPT ins Spiel: Diese KI ist wie dafür gebaut. Sie erklärt in einfachen Worten, was zu erklären ist und liefert auch noch Beispiele. Und sie ist nicht genervt, wenn du endlose Nachfragen stellst.
Tools zum Lernen von Regeln
Für die Korrektur kannst du die Word-Rechtschreibkorrektur oder die Tools unter 5. „Texte von der KI korrigieren lassen“ nehmen. Die Regeln erklärt dir am besten ein großes Sprachmodell – hier sind drei davon.
2. Texte optimieren lassen
Bestimmt hast du schon einmal ein großes LLM als Textassistent benutzt. Vielleicht, um Texte schreiben zu lassen – vielleicht, um geschriebene Texte zu kürzen, ihnen eine andere Richtung zu geben oder sie einfach nur stilistisch anzupassen. Typische Prompts sind: „Du bist Journalist. Ich möchte, dass du einen Text im Stil einer Nachrichtensendung umformulierst.“ Das Ergebnis ist meistens ganz gut.
Nur lernst du nichts daraus. Deshalb schlage ich vor, dass du die KI nicht bittest, einen Text umzuformulieren, sondern sie zusätzlich nach den Regeln fragst, nach denen sie das tun würde: „Du bist Journalist. Ich gebe dir einen Text und möchte wissen, welche Änderungen sinnvoll wären, um ihn als Nachricht in einer Lokalzeitung zu veröffentlichen“. Dann wirst du sehen, was du von der KI lernen kannst.
Außerdem lohnt es sich natürlich, eigene Texte von DeepL Write verbessern zu lassen – und die Verbesserungen nachzuvollziehen.
So gehst du vor: Nimm beliebige eigene oder fremde Texte und lasse dir von ChatGPT sagen, nach welchen Regeln sie in News, LinkedIn-Artikel oder Kommentare übertragen werden können. Und wenn du eigene Texte durch DeepL (oder ähnliche KIs) optimieren lässt, dann merke dir die Regeln, nach denen das erfolgt.
Tools zum Optimieren von Texten
Für das Umschreiben von Texten ist ChatGPT vermutlich die beste Lösung. Es gibt zwar Alternative, aber die beruhen überwiegend auf der Technik von OpenAI. Das Umformulieren von Texten erledigen mittlerweile viele Schreibprogramme (siehe Liste) – mir gefällt die Arbeit von DeepL Write hierbei am besten.
- DeepL Write (kostenlose Analyse und Optimierung von Texten)
- Lex (Schreibumgebung mit KI)
- Notion (KI ist hier ein Zusatztool)
- Copilot (Businesskunden)
3. Klarer formulieren
Was ist schon guter Stil? Frage zehn Expert:innen und erhalte elf Antworten: zehn individuelle und eine, die lautet „einfach, klar, verständlich“. Eine ziemlich ausufernde Antwort habe ich übrigens hier darauf gegeben. Einigen können sich die Experten vermutlich auf diese Regeln:
- Die Sprache soll einfach und der Zielgruppe angemessen sein.
- Der Text verfügt über einen Rhythmus, also prägnante kurze und erklärende längere Sätze.
- Redundanz ist gut, Geschwätzigkeit macht den Inhalt unverständlich.
- Die Reihenfolge spielt eine Rolle.
- Überflüssige Wörter müssen gelöscht werden.
Beim Schreiben von Texten ist die KI nun wirklich geschwätzig, finde ich. Sie bemüht gerne unnötige Adjektive und versucht, mit aufgeplusterten Formulierungen zu beeindrucken. Das macht sie übrigens nicht, weil sie sich gerne aufplustert. Sondern, weil ein Großteil ihres Lehrmaterials unnötig lange und mies formulierte SEO-Texte sind. Deshalb müssen wir das der KI verbieten oder immer wieder wegkürzen.
Wenn du aber promptest: „Kürze diesen Text auf die nötigen Informationen“ oder „Schreibe diesen Text so um, dass er sachlich bleibt und nur die nötigsten Adjektive enthält„, macht ChatGPT das ziemlich gut.
Doch das Kürzen ist nur ein Teil der zu lernenden Stilfragen. Viel mehr darüber wusste der deutsche Sprachpapst Wolf Schneider. Und ihm wurde mit einer KI ein digitales Denkmal gesetzt: die WSK (Wolf Schneider KI) beinhaltet alle Regeln vom bekanntesten Deutschlehrer Deutschlands. Ich schätze, dass so ziemlich alle Volontär:innen hierzulande täglich damit lernen. Warum nicht auch du?
Übrigens gehört in diesen umfangreichen Lehrbereich auch die Wahl der richtigen Worte. Hierfür nutze ich selbst beim Schreiben das LanguageTool, für lange Listen alternativer Wörter auch ChatGPT und wenn ich es ganz ernst meine, OpenThesaurus.
So gehst du vor: Sammle einige deiner Texte (übrigens funktioniert das auch gut z. B. mit E-Mails oder Konzepten) und wirf sie gegen die WSKI. Du kannst die Textform auswählen und den Text überarbeiten lassen. UND: Du kannst den Text analysieren lassen. Dann werden die Wolf-Schneider-Regeln genannt, die für die Veränderungen verantwortlich waren.
Tools zum Lernen von besserem Stil
Mit der WSKI haben wir hierzulande das vermutlich beste Tool, mit dem wir unseren Stil verbessern können. Der Vollständigkeit halber packe ich noch die Wortliga dazu. Denn dieses Tool werkelt sehr zuverlässig und erklärt verständlich, was zu ändern ist. Allerdings steckt hier nicht der Geist des deutschen Sprachpapstes drin.
- WSKI (die Regeln von Sprachpapst Wolf Schneider in einem Tool)
- Wortliga (umfassende Text-Analyse mit viel Background)
4. Feedback von der KI erhalten
Kennst du das 4-Augen-Prinzip für Texte? Kein Text verlässt eine verantwortungsvolle Redaktion, den zuvor nicht mindestens vier Augen gelesen haben. Dafür bleibt in den Redaktionen allerdings nicht mehr sonderlich viel Zeit; bei selbstständigen Content Creators ohnehin nicht. Und sowieso sind die Kolleg:innen auch nicht unbedingt sprachsicherer als du selbst. Sie sind zwar unabhängiger und deshalb auch gute Ratgeber. Aber schon aus Höflichkeit finden sie oft nicht jeden Fehler.
Die KI ist dagegen ziemlich textsicher und völlig emotionslos, wenn es um Feedback geht. Und das ist eine echte Stärke. Einer meiner wichtigsten Prompts lautet deshalb: „Ich gebe dir einen Text. Bitte analysiere ihn auf Rechtschreibung, Grammatik, Verständlichkeit, Stil und Inhalt. Falls du Fragen hast, stelle mir diese. Gib mir dann eine Liste von Veränderungen, die du vorschlägst.„
So gehst du vor: Lass dir für jeden wichtigen Text von der KI ein Feedback geben und arbeite es in Ruhe durch. Du wirst merken, dass du immer wieder die gleichen Fehler machst – dann hast du es ziemlich leicht, diese in Zukunft zu vermeiden. Falls dir die Empfehlungen der KI nicht passen, überlege dir, warum. Und versuche, die angestrebte Textform so zu formulieren, dass das Feedback hilfreich wird.
KI-Tools, die Feedback geben
Die besten Erfahrungen habe ich da mit der Standard-KI von OpenAI gemacht.
5. Texte von der KI korrigieren lassen
Was die gute, alte Word-Korrektur konnte, können jetzt einige KIs. Auch, wenn du in einem Browser schreibst. Ich habe auf Firefox und Chrome das LanguageTool, das mir jeden Fehler gnadenlos unterstreicht und mir bei mäßigen Formulierungen gute Alternativen anbietet. Außerdem empfiehlt mir das Tool Synonyme und sogar ganze, von der KI generierte Umformulierungen.
So gehst du vor: Selbstverständlich nutzt du ein solches Tool für deine reguläre Arbeit. Schreiben ohne Languagetool fühlt sich für mich wie ein Blindflug an. Doch du kannst davon auch lernen. Wenn ich immer wieder die gleichen Fehler mache, dann schlage ich diese im Duden nach – oder frage die KI (Siehe den ersten Punkt). Ich habe sogar ein kleines Heft angelegt, in das ich meine gelernten Regeln schreibe. Denn ich habe festgestellt, dass ich mir Inhalte besser merken kann, wenn ich sie von Hand aufschreibe.
Tools, die Texte bei der Eingabe korrigieren
Und nun? Workflow zum Schreiben lernen entwickeln
Alle KI-Tools eignen sich also als kontinuierliche Schreibassistenten und um laufend etwas zu lernen. Von einem wöchentlichen Thema, wie in dem Plan oben, wirst du am Anfang trotzdem profitieren. Denn so funktioniert unser Gehirn: Wir fokussieren uns auf ein Thema, arbeiten daran – und lassen das dann in Routine übergehen.
Fast alle diese Tools sind kostenlos, aber können abonniert werden. Und meist hast du mit einem Abonnement große Vorteile. Also welches abonnieren? Hier mein Vorschlag:
- Arbeite dich durch die oben genannten Lehrangebote durch.
- Merke dir, von welchen du am meisten profitiert hast und welche die meiste Überwindung gekostet haben.
- Beginne danach dein(e) Lieblingstools in den Alltag einzubinden. Bei mir sind das: Languagetool für die Korrektur und gelegentliche Rechtschreib-Sessions, ChatGPT für verschiedene Aufgaben und Notion, weil ich darin ohnehin alles speichere.
Versuche dann deinen Schreib-Workflow neu zu justieren. Meine Empfehlung in der Zusammenarbeit mit einer KI ist dieser:
- Ideen mit der KI besprechen (Zielgruppen, Inhalte, Aufbau)
- Strukturierung des Artikels (ohne KI)
- Recherche mit und ohne KI
- Schreiben der ersten Version ohne KI, aber mit Rechtschreibprüfung
- Vorschläge zur Überarbeitung oder Feedback von ChatGPT, DeepL oder WSKi (je nach Art des Artikels)
- Suche nach überflüssigen Gedanken, Sätzen und Worten
- Den Text am Ende noch einmal laut lesen – für den Feinschliff
Das klingt nach viel Arbeit und das ist es manchmal auch. Allerdings gehen die meisten Schritte dank KI recht schnell und ich fühle mich dadurch sicherer.
Der „Contentman“ hier und mein Newsletter dort sind meine Spielwiesen und digitale Chancen, meine Gedanken auszudrücken. Lange Jahre war ich Journalist – habe also vielleicht ein bisschen Tinte in meinem Blut. Mein Geld verdiene ich als Produktentwickler im Wort & Bild Verlag. .
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