Es gibt viele triftige Gründe, andere Menschen in unseren Texten zu Wort kommen zu lassen. Aber wie? Und was sollten wir lieber lassen?
Wann wollen wir zitieren?
Mir fällt auf, während ich das hier schreibe, dass ich selbst kaum andere Expert:innen zitiere. Warum? Vermutlich ist das ein gewisses Zeichen von Arroganz. Das hoffe ich zwar nicht wirklich – aber ich befürchte das Schlimmste. Immerhin kann ich ziemlich genau sagen, wann Zitate hilfreich sind:
- Geliehene Expertise: Würde ich über medizinische Themen hier schreiben, müsste ich kompetente Expert:innen zitieren – da ich selbst kein Mediziner bin. Du würdest einem Prof. Dr. Med. mehr zum Thema Iliosakralgelenk glauben als mir. Berechtigterweise übrigens.
- Gegenpositionen darstellen: Wir möchten ja nicht nur unsere Position einnehmen – jedenfalls nicht als gute Publisher. Deshalb brauchen wir ein Gegenüber. Und das können gute Zitatgeber:innen sein.
- Den Text auflockern: Ist doch langweilig, dass ich immer nur meine eigenen Gedanken formuliere. Es gibt schlauere Menschen, die manches einfach eleganter formulieren.
- Weil es manchmal schlauer ist: Viele Menschen sind schlauer als wir selbst – also lassen wir sie zu Wort kommen.
Letztlich geht es hauptsächlich darum, dass in unserem Text ein Dialog sichtbar wird und wir dies mit Zitaten ordentlich darstellen. Und weil es dadurch „menschelt“ – was immer ein Vorteil ist. So weit, so gut.
Es gibt natürlich auch ein „zu viel“ bei Zitaten. Besteht ein Text fast nur noch aus geliehenen Aussagen, verschwindet die eigene Position und die Lesenden verlieren den Zusammenhang. Dazu kommen wir gleich. Denn es gibt einige Regeln fürs Zitieren.
Richtig zitieren
Damit dein Text frisch und leicht gelesen werden kann, sind gelegentliche Zitate hilfreich, wenn du diese Punkte beachtest:
- Kurze Zitate: Eine moderne Faustregel könnte lauten, dass ein Zitat nicht länger als der Text auf einer Instagram-Kachel sein darf. Ein oder zwei Sätze also mit genau einer Aussage. Nur dann lässt sie sich in deinen Text gut einbinden.
- Eigene Sprache: Ein Zitat darf sprachlich nicht angepasst werden! Natürlich würden wir etwa nach einem Telefonat die „ÄHs“ und stilistische Fehler bereinigen. Doch der ursprüngliche Duktus bleib erhalten. Auch, wenn er nicht unserer Sprache entspricht. Fremdwörter zum Beispiel bleiben also drin und werden danach erklärt.
- Persönliche Wahrnehmung und Meinung: Eine allgemein bekannte Tatsache muss nicht als Zitat geschrieben werden. „Das Meer ist blau“ darf kein Zitat sein. „Ich liebe das Meer wegen seiner blauen Farbe“, dagegen schon.
- Überraschend: Im besten Fall ist ein Zitat überraschend und treibt deine Geschichte, deinen Text voran. Es bringt also einen neuen Aspekt oder widerspricht dem gerade gesagten.
- Die Wirklichkeit der Zitatgebenden: Ein Zitat ist ein Stilmittel, also ein kleiner Zwischen-Höhepunkt in deinem Text. Es ist also gut, wenn du daraufhin zu schreibst und danach eine Einordnung in deine Gedankenwelt anbietest. Und ansonsten ist es ein Perspektivwechsel in eine andere Wirklichkeit.
Logischerweise lässt du in Zukunft also überflüssige Zitate („Zitieren, um zu zitieren“) weg, reduzierst die Zitate auf die Kernbotschaft und schreibst allgemeine Aussagen mit allgemein bekannten Fakten in den Text – ohne Anführungszeichen.
Was noch?
Nichts! Muss ja nicht alles kompliziert sein. Oder?
Nur eins noch: die Formatierung. Ein Zitat wird in Anführungszeichen gepackt und – wenn du das willst – in kursiv geschrieben. Außerdem müssen immer die Zitatgebenden genannt werden. Mehr ist hier nicht nötig. Was Quellenangaben betrifft, besprechen wir woanders.
Der „Contentman“ hier und mein Newsletter dort sind meine Spielwiesen und digitale Chancen, meine Gedanken auszudrücken. Lange Jahre war ich Journalist – habe also vielleicht ein bisschen Tinte in meinem Blut. Mein Geld verdiene ich als Produktentwickler im Wort & Bild Verlag. .
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