Wer wie was warum...

Die 7 journalistischen „W-Fragen“ (nicht nur für Journalist:innen)

4.1
(37)

Was soll ein ordentlicher Beitrag im Internet tun? Die Antwort einfach: Er soll Fragen beantworten! Ein guter Startpunkt dafür sind die „7 journalistischen W-Fragen“. Schon Volontär:innen müssen diese in den ersten Wochen lernen. Auch, wenn das gar nicht so einfach ist, wie es klingt.

6 oder 7 (journalistische) W-Fragen

Bevor du weiter liest, nimm dir ein Blatt Papier und schreibe alle W-Fragen auf, die dir einfallen. Los, mach! Hand aufs Herz: Dir fallen nur sechs W-Fragen ein. Richtig? Hier kommen alle sieben:

  • wer (hat etwas getan)
  • was (hat er denn getan)
  • wo (hat er es getan)
  • wann (hat er es getan)
  • wie (hat er es getan)
  • warum (hat er es getan)
  • woher (ist die Information)

Ein wichtiger Zauber von guten, journalistischen Texten liegt in der letzten Frage, der Frage nach dem woher kommt die Information„? Gerade in Zeiten von Fake News kannst du damit für Vertrauen bei deinen Leser:innen sorgen. Und selbst, wenn sie es nicht bewusst lesen, werden sie spüren, dass eine Quelle dahintersteckt.

Denn, klar: Während wir an jeder Ecke im Web teils totalen Müll lesen – und nicht nur in den dunklen Ecken – tut es gut, die Quellen zu kennen. Wenn Leser:innen nicht wissen, woher die Daten bzw. Informationen kommen, werden sie auch alle anderen Informationen anzweifeln.

Und das ist nicht erst seit Donald Trump so. Ich hatte schon vor vielen Jahren das Vergnügen, meine Texte von der Spiegel Dokumentation (so etwas wie ein Fakten-Check vor der Veröffentlichung im Spiegel Verlag) abnehmen zu lassen. Das war immer sehr langwierig und eine Quälerei. Aber gelohnt hat es sich immer.

Die „6 W-Fragen“ als Fragetechnik

Deshalb sind die ersten sechs W-Fragen also die inhaltlich wichtigen Fragen. Sie beginnen mit den typischen Fragewörtern, die mit einem „W“ beginnen und eine Situation oder ein Ereignis genau beschreiben. Ihre Reihenfolge ist diese:

  • Was geschah?
  • Wer ist beteiligt?
  • Wo geschah das?
  • Wann geschah es?
  • Wie ist es abgelaufen?
  • Warum geschah es?

Der Unterschied zu den 7 W-Fragen ist die letzte Frage dort – die Frage nach der Quelle. Deshalb habe ich diese als „journalistisch“ bezeichnet. In unserem Job ist das nun mal wichtiger als woanders. Wobei auch auf LinkedIn, Threads uns Instagram das Vertrauen eine riesige Rolle spielt.

Auch wichtig: Die 5 W-Fragen für den Rettungsdienst

Wenn wir schon dabei sind: Es gibt auch die „5 W-Fragen“ für die Meldung eines Unfalls oder eines Unglücks beim Rettungsdienst. Sie sollen uns als Leitfaden dienen, damit die Leitstelle alle nötigen Infos hat. Diese beginnen mit vier wichtigen Informationen und der Aufforderung, auf Rückfragen zu warten:

  • Wo geschah es?
  • Was ist passiert?
  • Wie viele Verletzte gibt es?
  • Welche Art von Verletzungen/Schäden liegen vor?
  • Warten auf Rückfragen!

Hier ist die Reihenfolge wichtig. Denn zuerst geht es darum, den Ort zu nennen – damit Hilfe geschickt werden kann – selbst wenn das Gespräch unterbrochen wird.

Doch das hat mit den journalistischen Fragen nicht viel zu tun.

novelcrafter anzeige

Die 7 journalistischen W-Fragen gelten nicht nur für Journalisten

Zurück zu den „7 W-Fragen“: Auch, wenn diese W-Fragen die „journalistischen W-Fragen“ heißen, gelten sie für jeden Text im Digitalen. Egal, ob Pressemitteilung, Produktbeschreibung oder Blogbeitrag. Wobei es natürlich auch hier Nuancen gibt: Einem Blogger, der eben seine Meinung schreibt, wird man eine verwaschene Beantwortung der letzten W-Frage eher verzeihen als einem Weltkonzern. Und auf einer Produktseite ist klar, dass der Inhalt nicht unbedingt ausgewogen daher kommt. Wobei genau das auch ein gutes Verkaufsargument sein könnte.

Warum die „W-Fragen“ im Digitalen so wichtig sind

Ich weiß, Fragen ordentlich zu beantworten und die Quellen zu nennen, macht Arbeit und lohnt sich nicht auf den ersten Blick. Und natürlich muss auch nicht jede Frage IMMER ausführlich beantwortet werden.

Ein Beispiel: Du schreibst einen Produkttest über das iPhone. Warum sollten dann die Fragen nach dem „wo“ und dem „wann“ beantwortet werden? Da reicht schon das Datum des Artikels und die Sprache für die regionale Zuordnung. Doch das muss sein. Sonst weiß der Leser nicht, um welches Handy in welcher Version es eigentlich geht.

Und, ob du das glaubst oder nicht: Die Leser:innen entspannen sich innerlich ein wenig, wenn sie wissen, wann und wo der Test durchgeführt wurde. Und um ein positives Gefühl beim Leser sollte es uns immer gehen …

Du kannst dir also merken: Wir lesen im Internet immer mit ein wenig Misstrauen – und verlieren das nur, wenn ebendiese Fragen beantwortet werden. Ob dies nun ausdrücklich im Text oder durch andere Signale passiert.

Die W-Fragen in den Workflow einbauen

Es ist natürlich nicht immer notwendig, jede Frage explizit zu beantworten. Es genügt manchmal auch das Datum des Beitrags oder das Umfeld des Artikels. So muss die Herkunft einer Produkt-Information auf der Seite des Herstellers nicht genannt werden. Aber ein Händler muss „Herstellerangaben“ dazu schreiben, wenn die Angaben vom Hersteller kommen.

Ein guter Zeitpunkt, über die sieben journalistischen W-Fragen nachzudenken, ist übrigens nicht erst bei der Fertigstellung eines Textes. Besser ist dieser Ablauf:

  • Thema festlegen
  • Welche Fragen werden die User an mich haben?
  • Recherche nach dieser Liste
  • Strukturieren des Beitrags
  • Formulieren des Beitrags
  • Gegencheck: Alles drin?

Das ist ein aufwendiger – aber funktionierender Ablauf. Wer sich einige Wochen lang beim Schreiben von Artikeln damit beschäftigt, wird allmählich merken, wie sich diese Fragen in den Schreibprozess „eingraben“ und der Punkt „2“ wird bald nicht mehr notwendig sein.

Noch etwas: Bedenke, dass du mit den Fragen auch ein wenig „spielen“ kannst: Ein Leser liest ja nicht unbedingt deinen Artikel von oben nach unten durch. Vielmehr wird er zunächst durch Headline und Einstieg angelockt, scrollt dann über die Seite und liest – im Idealfall – erst dann. Das heißt: Du kannst ihm via Headline und Einstieg das notwendige Vertrauen geben – aber noch ein paar Fragen offen lassen. Oder vielleicht eine Frage aufwerfen. Deshalb habe ich in den Teaser dieses Beitrags geschrieben, dass das nicht immer ganz so einfach ist. Mit der Vermutung, dass sich nun die Leser:innen fragen, was daran so schwer sein soll…

Weitere Fragen finden

Es geht nicht immer nur um die genannten 7 journalistischen W-Fragen. Vor allem im Internet kommen die Leser:innen ja auf unsere Webseite mit einer detaillierten Frage im Kopf. Und welche ist das? Das kannst du einigermaßen gut herausfinden – wenn du dorthin gehst, wo alle ihre Fragen stellen. Auf Google.

Ich habe von Astronomie ziemlich wenig Ahnung. Aber ich muss nur einen Blick in die Suchmaschine werfen, um die ersten Schritte einer ordentlichen Recherche zum Thema „Jupiter“ zu planen:

Damit will ich ausdrücklich NICHT sagen, dass du nun die Antworten so übernimmst und abschreibst! Du bist doch kein SEO-Texter! Aber du kannst dich mit diesen Fragen schon mal auf den Weg für eine ordentliche Recherche machen. Denn die Temperatur des Jupiters, seine Entfernung zur Erde sowie zur Sonne, die Beschaffung seiner Oberfläche und wann er wo sichtbar ist, sind ein guter Start. Und natürlich kannst du das mit ein bisschen Wissen rund um den Gott „Jupiter“ ergänzen.

Und jetzt: los

Wenn du schon ein paar Beiträge hier gelesen hast oder sogar bei einem Seminar von mir warst, wirst du wissen: Ich meine das gar nicht so schematisch. Es ist wichtig, die Fragen zu kennen, um ihre Wichtigkeit zu wissen – um dann damit zu spielen.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 4.1 / 5. Anzahl Bewertungen: 37

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?


Kommentare

6 Antworten zu „Die 7 journalistischen „W-Fragen“ (nicht nur für Journalist:innen)“

  1. Avatar von Hans-J. Schubert
    Hans-J. Schubert

    Fragen, so habe ich jahrelang nebenbei beobachtet, werden immer seltener. Ich habe meinen Eltern und deren Gästen immer „Löcher in den Bauch“ gefragt.
    Unsere Kinder waren schon recht zurückhaltend.
    Unsere Enkel fragen kaum noch.
    Ihr Artikel verdeutlicht, wie wichtig Fragen an das eigene Gedankengestrüpp sind. Nur so können wir nach und nach einen gewissen Durchblick gewinnen.
    Denn Durchblick wird immer rarer. Dies führt mit Missverständnissen zu Krisen und kriegerischen Auseinandersetzungen.
    Dafür bedanke ich mich bei Ihnen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner