Du willst eine Kurzgeschichte schreigben? Die KI hilft dabei.

Eine wirklich kurze Kurzgeschichte mithilfe KI schreiben

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Du willst Kurzgeschichten schreiben? Vielleicht hast du eine Idee oder sogar viele. Wieso fängst du nicht einfach an? Die KI hilft dir.

Der Begriff „Kurzgeschichte“ täuscht. Trotz ihrer Kürze erfordert diese Textform besondere Sorgfalt. Sie verlangt eine prägnante Handlung, fesselnde Charaktere und präzise Sprache. Während Leser:innen bei Romanen Schwächen verzeihen, müssen Kurzgeschichten durchgehend fesselnd sein. Jedes Wort zählt, um die Aufmerksamkeit des Lesers von Anfang bis Ende zu halten.

Deshalb wirst du dich über einen Partner freuen, der mit dir deine erste Kurzgeschichte vorbereitet, schreibt und redigiert: die KI.

Mit welcher KI arbeiten?

ChatGPT ist zweifellos die bekannteste KI. Allerdings ist sie für Autor:innen vermutlich nicht die beste. Denn das Sprachmodell von OpenAI wurde zwar mit großen Textmengen trainiert. Allerdings waren darunter auch unfassbar viele unsinnige und schlechte SEO- und Marketing-Texte.

Deshalb ist ChatGPT eher ein melodramatisches Großmaul, das mit zu vielen Adjektiven und unnötigen Metaphern viel zu dick aufträgt. ChatGPT hat – wenn du es richtig anstellst – viele tolle Ideen. Aber eine feinsinnige Text-KI ist es nicht.

Fürs Schreiben setzen Autor:innen eher auf Claude, das Sprachmodell von Anthropic. Jedenfalls vorerst. Es wird sicherlich noch bessere Schreib-KIs geben. Bis dahin sind die Claude-Modelle die Texter der Wahl.

Und dann gibt es noch einige andere KIs, die beim Schreiben von Kurzgeschichten helfen können. Auf OpenRouter kannst du alle wichtigen Sprachmodelle ausprobieren.

Hier konzentrieren wir uns auf drei Modelle:

  • ChatGPT für alles, wo Ideen wichtig sind
  • Claude für die Schreibarbeit
  • DeepL für das Redigieren und Überarbeiten

Wenn du häufiger Kurzgeschichten (oder andere Texte) schreiben möchtest, empfehle ich dir TextCortext, mit dem du professionell Texte schreiben kannst. Und Lex.page, mit dem ich diesen Text schreibe. Diese App sind vor allem für Autor:innen, die mit einer KI eine Geschichte schreiben wollen und nicht glauben, dass die KI alles selbst macht.

Eine Idee finden und entwickeln

Gut möglich, dass du schon nach diesem Kapitel nicht mehr weiterlesen wirst. Sei es, weil du lieber mit der KI das nächste „Spiel“ spielst. Oder sei es, dass du damit auf diesem Weg zu genau der Kurzgeschichte kommst, die du schreiben wolltest.

Doch zuerst: Was benötigt eine gute Kurzgeschichte? 

  • einen packenden Beginn
  • einen oder wenige Hauptcharaktere (und keinen Charakter zu viel)
  • eine klare Handlung mit Konflikt
  • eine unerwartete Wendung (oder mehrere)
  • ein befriedigendes (oder qualvolles) Ende

Es ist offensichtlich, was du nun tun kannst: Um Ideen zu finden, frage die KI nach Inspirationen. Gib ihr Stichworte wie „Strand“, „Geheimnis“, „Zeitreise“ und bitte um Vorschläge. Oder beschreibe eine Situation und lass die KI mögliche Wendungen entwickeln.

Spiele „Geschichtenerzählen“ mit ChatGPT

Um deinen kreativen Muskel ein wenig auf Künstliche Intelligenz einzustellen, probiere die Sprachmodelle aus.

Und das geht so: Überlege dir eine interessante Hauptperson, eine Situation und ein Genre. Etwa:

  • Die Heldin ist ein 14-jähriges Mädchen, das bei der Kreuzigung Jesu zufällig auf dem Kalvarienberg vorbeikam.
  • Die Kurzgeschichte soll im Stil von Harry Potter geschrieben sein.

Wenn das dein Start-Szenario ist, dann lautet dein Prompt für ChatGPT (hier die KI der Wahl) so:

„Ich möchte mit dir zusammen eine Kurzgeschichte schreiben. Diese soll nicht länger als 1.000 Wörter sein. Sie soll im Stil von Harry Potter geschrieben werden. Schreibe eine Anfangsszene, in der ein 14-jähriges Mädchen zufällig bei der Kreuzigung Jesu auf dem Kalvarienberg vorbeikommt und etwas Überraschendes passiert. Diese Szene soll maximal 100 Wörter lang sein.“

Beim Testen dieses Promptes antwortete ChatGPT damit:

Nun wirst du vermutlich eine Idee haben, was ihr dieses Flüstern sagt. Oder du hast eine andere Idee, wie die Geschichte weitergehen könnte. Teile das der KI mit und lass sie die nächsten Zeilen schreiben.

Oder falls dir das zu düster oder zu schwülstig oder aus einem anderen Grund unpassend erscheint: Lass ChatGPT noch einmal schreiben. Denn das Tools wird seine Arbeit immer besser so tun, wie du es ihm sagst.

Nimm dir Zeit, mindestens eine oder zwei solcher Storys zusammen mit der KI zu schreiben. Versuche das mit ChatGPT und mit Claude oder mit anderen Modellen. Damit sammelst du Erfahrung – und hast nebenbei hoffentlich auch viel Spaß.

Vermutlich wirst du im Laufe dieser unterhaltsamen Arbeit, deine Idee für die Geschichte schärfen – auch, wenn du keine brauchbare Geschichte entwickeln wirst, da der Verlauf eher zufällig ist. Aber du wirst lernen.

Das Personal mit KI entwickeln

Mit der oben beschriebenen Spielerei erweiterst du deinen Ideen-Pool und bekommst ein gutes Gefühl dafür, was die KI dir bieten kann. Doch unser Ziel ist es, eine Kurzgeschichte zu verfassen – das braucht mehr Struktur.

Und das Wichtigste in Storys sind: die Personen. Es gibt Protagonist:innen und Antagonistinnen. Und es gibt Randfiguren. Eine besondere Qualität bekommt deine Geschichte, wenn diese Personen (zumindest die Protagonisten-Rolle) eine Entwicklung durchmachen. Wenn sie als kleiner Hobbit in den Kampf gegen Sauron starten und als erfahrener Held zurückkommen. Oder so ähnlich.

Und was macht dein Personal noch spannend? Nicht ihr Aussehen, sondern: ihre Wünsche, die Träume, die Mustersätze, nach denen sie leben, und die inneren und äußeren Hindernisse, auf die sie stoßen. Ihr Äußeres ist nur dann wichtig, wenn es in Bezug zum Inneren steht. Ein riesengroßer, muskulöser Mann ist dann interessant, wenn er innerlich fürchterlich ängstlich ist. Eine rothaarige, wunderschöne Frau wird noch interessanter, wenn sie sich als Demonstrantin auf die Straße klebt und dort als Hexe bezeichnet wird.

Und, ja: Die zwei beschriebenen Personen folgen im Grunde überholtem Schubladendenken. Und trotzdem: Auch du hast du beim Lesen zu den beiden eine Haltung eingenommen – ohne sie zu kennen. Du kannst sie dir vorstellen. Vielleicht hat dich die Stigmatisierung genervt, vielleicht hat sie auch Bilder in deinem Kopf erzeugt. Beides ist gut, denn in beiden Fällen ist aus bloßem Text etwas Emotionales oder Bildhaftes geworden. Das wollen wir mit unseren Geschichten erzeugen.

Du brauchst also besonderes Personal – und nicht einfach Leute, die da draußen auf der Straße herumlaufen. Und auch die kannst du mit der KI entwickeln – selbst wenn die KI eigentlich nur mit möglichst hohen Wahrscheinlichkeiten rechnet.

Beginne so: Frage ChatGPT (beim Ideensammeln ist ChatGPT aktuell besser als Claude) nach möglichen Personen. Frage etwa so:

„Ich möchte eine Kurzgeschichte über eine junge Frau schreiben, die bei der Letzten Generation damit beginnt, sich auf der Straße festzukleben. Schlage mir eine Protagonistin vor und beschreibe sie hinsichtlich ihrer Herkunft, Werte, Wünsche, Mustersätze und Aussehen. Bitte achte darauf, dass sie interessant ist.“

Die erste Antwort lautete so:

Das war mir zu fad. Deshalb habe ich die KI gebeten, ihre Werte anzupassen. Lena Sauer (meist sind die Namen hervorragend, wie ich finde), soll bei der Letzten Generation sein, weil ihr langweilig ist und sie nach einem Abenteuer sucht. Das macht sie spannender. Wenn sie aus guten, behüteten Verhältnissen stammt und eher aus Langeweile gegen den Klimawandel protestiert, wird sie spannender.

Steuer in diesem Sinne die KI: Mache ihr Vorschläge, was die Protagonist:innen hervorhebt und schau, was ChatGPT daraus macht. Zusammen mit der KI lassen sich auf diese Weise spannende Charaktere entwickeln, die im Verlauf der Kurzgeschichte durch intensive Gefühle beeinflusst werden. Hauptsache keine Standard-Figuren.

Merke: Das, was dir die KI zunächst vorschlägt, wird eher durchschnittlich sein. Nimm das nicht hin, sondern feile an ihren Zielen, an ihrer Herkunft und an ihren Träumen. In einer Kurzgeschichte muss deine Story schnell und intensiv sein. Genieße das Herumspielen – und überlasse der KI die langweilige Arbeit der Ausarbeitung.

Die Sprache definieren

Nun kommen wir zur Stärke der KI: die Sprache. Zwar lesen sich Texte von ChatGPT oder Claude häufig generisch, besserwisserisch oder öde. Das liegt daran, dass sie ohne den nötigen Kontext geschrieben wurde.

Wenn du die KI bittest, einen Text über „das Internet“ zu schreiben, kommt dabei etwas sehr Durchschnittliches raus. Weil KI genau das macht: den Durchschnitt zu gestalten.

Bittest du die KI allerdings, „eine begeisterte Hommage über die zahllosen Einkaufs-Möglichkeiten im Internet“ zu schreiben, passt das Sprachmodell seinen Inhalt, die Wortwahl und den Stil an die Inhalte an, die etwas mit Einkauf, vielen Möglichkeiten und positiver Begeisterung zu tun haben. Du kannst dir vorstellen, wie das dann klingt.

Wir müssen unsere KI-Helfer also nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich auf unsere Spur bringen. Falls du einen Text wie Franz Kafka schreiben möchtest, dann solltest du das der KI sagen und vielleicht auch die Werke von Kafka nennen.

Dann wird die KI aus dem Sprachraum heraus schreiben, der durch Kafkas Werk und der Berichterstattung über Kafka definiert wird. Auch das wird nicht perfekt „Kafka“ sein – aber nahe dran.

Wenn du also eine bestimmte Textform wünschst, kannst du das der KI sagen. Noch eine Spielerei: Bitte die KI deiner Wahl doch mal eine kurze Geschichte über die US-Wahl in der Form eines Sonetts, in Bibelversen oder als Minnegesang zu schreiben. Und genieße das Ergebnis.

Zurück zu deinem Sprachstil in der Kurzgeschichte: Das ist weitaus kniffliger. Denn du hast deine Story und vielleicht möchtest du ja deinen Sprachstil noch entwickeln. Oder du magst deinen Stil – aber könntest ihn gar nicht beschreiben. Doch das wäre nötig. Hier sind zwei Möglichkeiten, wie du mit KI zu einem dir gemäßen Stil kommst.

1. Deinen eigenen Stil analysieren lassen

Du magst deinen Stil und möchtest diesen einbringen und eventuell verbessern? Dann gib ChatGPT oder Claude einige Lesebeispiele und bitte die KI, diese zu analysieren. Dein Prompt könnte so lauten:

„Analysiere den folgenden Text hinsichtlich seiner Sprache. Achte dabei vor allem auf Wortwahl, Satzbau, Syntax, Ton, Wiederholungen, Kohärenz, Modulation, Tempo, Wortschatz, Bildlichkeit, Dialektik, Präzision und Euphemismen vs. Tabus.“

Du solltest diese Aufzählung natürlich nach deinen Ideen anpassen.

Du wirst eine ausführliche Antwort von der KI erhalten. Bitte sie anschließend, den Inhalt so zu kondensieren, dass die KI damit arbeiten kann.

Fasse mir diese Analyse so knapp wie möglich zusammen, damit ich sie in Zukunft für die Anweisungen an eine KI verwenden kann.“

2. Fremde Stile analysieren, anpassen und verwenden

Mit ebendiesen Kriterien kannst du natürlich auch den Sprachstil von Autor:innen analysieren lassen, die dir besonders gut gefallen. Ich habe das mal für drei meiner – sehr unterschiedlichen – Vorbilder gemacht:

KategorieJ.R.R. TolkienFranz KafkaDaniel Kehlmann
WortwahlArchaisch, poetisch, mythologischPräzise, nüchtern, oft düsterPräzise, modern, humorvoll-ironisch
SatzbauKomplex, verschachtelt, epischKlar, oft indirekt, parataktischKlar, variabel, leicht zugänglich
StilmittelMetaphern, Symbolik, AlliterationenAllegorien, Parabeln, IronieIronie, Humor, Anspielungen
SyntaxVariabel, betont, fließendKlar, strukturiert, oft unruhigFlexibel, pointiert, rhythmisch
Ton und RegisterErhaben, mythologisch, erzählerischFormal, nüchtern, beklemmendLeicht, ironisch, zeitgenössisch
WiederholungenThemen, Motive, PhrasenMotive, düstere ThemenHumorvolle Wiederaufnahmen, ironische Wendungen
Kohärenz und KohäsionStark verknüpft, mythologisch konsistentFokus auf innere Kohärenz, ExistenzangstKonsistent, gut strukturiert, narrative Dichte
ModulationSituationsabhängig, zwischen formell und informellWechsel zwischen Realität und Traumhaftem, verzerrtFlexibel, angepasst an Dialoge und Erzählung
Tempo und RhythmusVariabel, oft langsam und detailreichUnruhig, monoton, beschleunigtFließend, oft schnell, präzise
Lexikalische VielfaltHoch, erfundene Sprachen, breite WortwahlPräzise, einfache Wortwahl, beklemmendHoch, reich an Anspielungen, modern
BildlichkeitStark, naturbezogen, symbolischWenig, oft abstrakt, surrealKonkrete, oft ironische Bildlichkeit
Dialekt und SoziolektVielseitig, unterschiedlich nach VölkernStandardisiert, Ausdruck innerer ZerrissenheitModern, angepasst an Charaktere, oft ironisch
InterpunktionBewusst, strukturiert, melodischKlar, oft zurückhaltend, strukturiertModern, flexibel, rhythmisch
PräzisionDetailliert, genau, besonders in BeschreibungenPräzise, reduziert, fokussiertPräzise, oft ironisch und pointiert
Euphemismen und TabusIndirekt, beschönigend, symbolischDirekt, verstörend, surrealIndirekt, humorvoll, oft ironisch

Nun ist es natürlich wieder an dir, diese Analysen für dich zu adaptieren und schließlich wieder für das Prompten zusammenfassen zu lassen.

Zufall vs. Kreativität: Du bist damit niemals am Ende

Bedenke bitte eines: Möglicherweise klingen deine Gespräche mit ChatGPT oder Claude eines Tages wie die Gespräche mit einer Person, vielleicht einer Praktikantin oder einem Praktikanten. Das ist akzeptabel. Doch Vorsicht!

Denn kein Sprachmodell ist schlauer als ein Sprachmodell sein kann. Es geht immer um eine Berechnung (!) des Textes. Und immer dann, wenn du an die Grenzen des Üblichen gehst, wird die Antwort ein zufälliger Durchschnitt sein. Das muss ich erklären:

  • Wenn du eine Fantasy-Geschichte schreiben willst, wird die KI die Ideen und die Sprache von vorhandenen Fantasy-Geschichten übernehmen.
  • Wenn du in der besonders klaren und einfachen Sprache von Henning Mankell schreiben willst, wird sich die KI dessen Duktus zu eigen machen.
  • Wenn du eine Fantasy-Geschichte in der Sprache von Henning Mankell schreiben möchtest – wird das Ergebnis aus beiden „Sprachräumen“ entstehen. Das kann höchst attraktiv sein – aber es erfordert viel mehr Eingriffe von dir.

Denn, vielleicht ist es dir aufgefallen: Auch, wenn den KIs hierbei immer sehr viel Kreativität nachgesagt wird, ist das gar keine Kreativität. Es ist vielmehr Zufall, welches Wort, welcher Gedanke als nächster formuliert wird, wenn die Rechenmaschine keine klaren Anweisungen hat. Solche Zufälle können attraktiv sein und kreativ wirken. Aber richtig kreativ werden sie erst, wenn du sie für dein Ziel einsetzt: eine tolle Kurzgeschichte nach deinen Vorgaben zu schreiben.

Die Geschichte schreiben (lassen)

Jetzt geht es los: Du hast eine interessante Idee, spannendes Personal und einen passenden Sprachstil. Nun kannst du deine Geschichte schreiben.

Auch hier gibt es zwei mögliche Vorgehensweisen. Bevor ich diese beschreibe, eine Liste von Faktoren, die einer Kurzgeschichte in der Regel guttun. Nicht alle sind nötig und manchmal sind es ja die Regelverletzungen, die eine Story besonders gut machen. Aber du solltest sie kennen;:

  • Konzentration auf das Wesentliche: Eine Kurzgeschichte ist, wie der Name schon sagt, kurz. Es gibt keinen Platz für lange Expositionen oder unnötige Details. Die Geschichte sollte sich auf einen zentralen Konflikt, eine Situation oder ein Thema konzentrieren.
  • Starke Eröffnung: Der erste Satz oder die ersten Absätze sind entscheidend, um die Aufmerksamkeit des Lesers zu gewinnen. Sie sollten direkt in die Handlung einführen oder eine starke Atmosphäre schaffen.
  • Wenig Figuren: In der Regel haben Kurzgeschichten nur eine Handvoll Figuren, oft nur eine oder zwei zentrale. Das erlaubt eine tiefere Charakterentwicklung auf begrenztem Raum.
  • Klare Struktur: Auch wenn Kurzgeschichten weniger Platz für komplexe Handlungsstränge haben, sollten sie dennoch eine klare Struktur besitzen. Eine typische Struktur ist die klassische Erzählstruktur mit Einleitung, Konflikt, Höhepunkt und Lösung oder offene Enden.
  • Ein klarer Konflikt oder Wendepunkt: Eine Kurzgeschichte sollte einen klaren Konflikt oder eine zentrale Herausforderung haben, die die Handlung vorantreibt. Dieser Konflikt kann äußeren oder inneren Ursprungs sein.
  • Bedeutungsvolle Details: Da der Raum begrenzt ist, muss jedes Detail eine Bedeutung haben. Ob es sich um eine Beschreibung, einen Dialog oder eine Handlung handelt, alles sollte zur Entwicklung der Geschichte beitragen.
  • Themen und Subtext: Kurzgeschichten sind oft reich an Subtext und thematischer Tiefe. Obwohl der Text knapp ist, kann er tiefgründige Fragen aufwerfen oder komplexe Themen behandeln, die über das Offensichtliche hinausgehen.
  • Knappheit in der Sprache: Die Sprache sollte präzise und auf den Punkt sein. Jedes Wort zählt, und überflüssige Worte oder Phrasen sollten vermieden werden.
  • Atmosphäre und Ton: Kurzgeschichten profitieren häufig von einer ausgeprägten Atmosphäre, die durch den Ton, die Wortwahl und die Bilder geschaffen wird. Der Ton sollte zur Geschichte und zum Thema passen und diese verstärken.
  • Überraschendes oder nachdenkliches Ende: Kurzgeschichten haben oft ein überraschendes, unerwartetes oder offenes Ende, das den Leser zum Nachdenken anregt. Das Ende sollte die Geschichte abrunden und dem Leser etwas Bedeutungsvolles hinterlassen.
  • Einheit der Wirkung: Wie Edgar Allan Poe betonte, sollte eine Kurzgeschichte eine einheitliche Wirkung auf den Leser erzielen. Alle Elemente der Geschichte – von der Sprache über die Charaktere bis hin zur Handlung – sollten zusammenarbeiten, um diese Wirkung zu erreichen.

Mit dem letzten Punkt ist nicht gemeint, dass du keine Fantasy-Geschichte in der Sprache von Mankell schreiben darfst. Das wäre Unsinn. Doch dieser Stilbruch muss dem Ziel folgen, den gewünschten Eindruck auf die Leser:innen zu machen. Dies zu tun, nur weil es möglich ist, ist wenig hilfreich.

Also: Diese Faktoren sind wichtig beim Verfassen einer Kurzgeschichte. Für den Schreibprozess bedeutet das: Jeder Satz zählt – ebenso wie das, was nicht gesagt wird.

Die Kurzgeschichte plotten

Falls du einen guten Start, ein/zwei überraschende Wendungen (Plot-Twists) und ein hervorragendes Ende für deine Geschichte schon im Kopf hast, solltest du dich an diesen Elementen orientieren und die wichtigsten Stationen der Kurzgeschichte aufschreiben.

Natürlich kann dir die KI dabei helfen und Vorschläge machen. Auch wieder im Gespräch. Hier gilt vorrangig diese Regel: Der erste Gedanke ist oft nicht der beste. Wenn du einen Plot Twist benötigst, nimm nicht den Ersten, der dir einfällt. Drehe auch diesen erneut weiter und schaue, was noch möglich ist.

Wenn du die KI fragen möchtest, wie es hier weitergeht, dann bitte sie, dir mindestens fünf bis zehn verschiedene Vorschläge zu machen. Wähle den interessantesten aus und bitte um fünf weitere in diesem Stil.

Hast du genügend Stoff für die Story, unterteilst du diesen in einzelne Kapitel und notierst dir zu jedem, wer was tut und was überraschend ist oder was sonst noch passiert. Anschließend notierst du zu jedem Kapitel eine ungefähre Wortzahl, damit aus deiner Kurzgeschichte kein Roman wird.

So arbeitest du dich mit der KI Kapitel für Kapitel durch die Kurzgeschichte. Immer, wenn dir ein Teil gut gelungen ist, kopiere diesen in ein Dokument in deinem Schreibprogramm. Lass niemals alles nur in der KI. Du wirst es später nicht mehr finden.

Oder: Lass die Kurzgeschichte beginnen

Hast du noch keine konkreten Ideen, wohin die Geschichte läuft, dann beginne mit dem Anfang. Etwa so wie viel weiter oben: Bitte die KI um eine gute Eröffnung und diskutiere mit ihr über die Charaktere und die Handlung.

Arbeite dich mit ihr gemeinsam durch die Höhen und Tiefen der Protagonist:innen. Dann werden auch diese den Verlauf der Kurzgeschichte beeinflussen. 

Achte genau darauf: Sie darf nicht langatmig sein, sie soll eine Meta-Ebene haben sein und das Ende ist entscheidend. Behalte stets die Gesamtlänge im Blick und stelle sicher, dass jeder Satz die Geschichte vorantreibt.

Experimentiere beim Schreiben mit verschiedenen Erzählperspektiven und Zeitstrukturen, um die Spannung zu erhöhen. Nutze Dialoge sparsam, aber effektiv, um Charaktere zu definieren und die Handlung voranzutreiben. Achte auf einen kohärenten Erzählstil und eine passende Atmosphäre.

Überarbeite den Text mehrmals, um überflüssige Worte zu streichen und die Wirkung jedes Elements zu verstärken. Experimentiere mit verschiedenen Enden, um das wirkungsvollste zu finden. Eine gute Kurzgeschichte wirft oft mehr Fragen auf als beantwortet. Lass Raum für Interpretation und Nachdenken.

Nacharbeiten (redigieren, lektorieren, testen)

Das hier nur ganz kurz und knapp:

  • Schreibe erst die Geschichte. Versuche dabei, nicht zu genau auf Rechtschreibung und andere Feinheiten zu schauen.
  • Lies dir dann deine Geschichte durch. Überarbeite sie und lass dir vielleicht manche Stellen, die dir komisch vorkommen, von einer KI überarbeiten („Ich gebe dir nun einen Text. Bitte überarbeite den bezüglich …“)
  • Gehe dann den Text sehr genau nach Stil, überflüssigen Wörtern, Grammatik und Rechtschreibung durch.

Hier kommt dann z.B. DeepL ins Spiel. Aber dazu später einmal.

Noch mehr Hilfe von der KI

Bisher habe ich vorgeschlagen, eine Story mit einer KI als Partner im Chatmodus zu schreiben. Künstliche Intelligenzen haben jedoch weitere Fähigkeiten. Hier einige Hinweise:

  1. Was im Chat gesagt wird, bleibt im Chat: Wenn du ganz oben in einem Chat über die Sprache verhandelst, kann sich die KI das weiter unten merken. Oder du hast einen Protagonisten eingeführt – dann kannst du davon ausgehen, dass die KI ihn kennt. Solange ihr in einem Chat bleibt. Verwende also die Chats entsprechend strategisch. Oder schreibe alles in einem.
  2. Claude hat sogenannte „Projekte“. Hier kannst du zusätzlich zu dem Chat noch Dokumente hinterlegen. Das ist hilfreich, wenn du die Protagonist:innen, den Plot und den Stil definiert hast. Dann schreibst du das in ein Dokument und kopierst das in das Projekt. Dann kannst du dich darauf beziehen. Du kannst diese Dokumente dann auch in anderen Projekten verwenden – wenn du eine Serie schreiben möchtest oder den Sprachstil auch in anderen Texten verwenden willst.
  3. Du kannst eine KI auch darum bitten, dich nach weiteren Informationen zu fragen. Etwa so: „Schreibe einen Anfang einer Kurzgeschichte über einen Hasen, der ein Rennen mit einer Schildkröte verliert. Bevor du damit startest, frage mich nach allen Informationen, die dafür wichtig sind. Stelle immer nur eine Frage und warte, bis ich diese beantwortet habe.“ Du wirst erstaunt sein, welche schlauen Fragen die KI hat.
  4. Teile Aufgaben in ihre Bestandteile auf. Eine KI ist am besten, wenn sie Aufgaben jeweils konzentriert einzeln lösen kann und nicht mehrere gleichzeitig. Das ist übrigens der Grund, warum wir die KI nicht die ganze Story am Stück schreiben lassen.
  5. Verwende gegenüber der KI eine einfache, aber zum Text passende Sprache. Wenn du englische Begriffe und Fremdwörter in der Geschichte lesen möchtest, kannst du diese in deinen Prompts verwenden. Wenn nicht, dann nicht.
  6. Das gilt nicht für Fachbegriffe rund ums Schreiben. Wenn du bestimmte Formate (“show, don’t tell”) oder Stile “elaboriert” haben möchtest, kannst du davon ausgehen, dass die KI diese kennt. Falls du dir nicht sicher bist, frage sie erst danach.

Außerdem hier noch einmal die guten Schreibtools, die dich unterstützen können. Hier sind einige:

  • Lex.page: Damit schreibe ich meine Texte. Das ist eine gute Schreibumgebung mit einigen schlauen Tools und einer guten Begleitung durch KI.
  • TextCortex: Hier kannst du Personas und textliche Hintergründe (siehe Claude oben) hochladen und erhältst dadurch eine professionelle Schreibumgebung.
  • NovelCrafter: Das ist eine sehr ausgefeilte App für das Schreiben von belletristischen Texten. Sehr zu empfehlen, wenn du viele Storys schreiben möchtest.

Doch Vorsicht: Bevor du dich der Arbeitsweise eines Tools unterordnest, arbeite zeitweise frei und direkt mit den KI-Modellen. Denn nur so lernst du, wie du wirklich arbeiten willst.

Und nun?

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