Es gibt Autor:innen, die sich keinen Zeitplan machen und trotzdem ein Buch fertig bekommen. Es ist also nicht unbedingt notwendig, eine Zeitplanung zu machen. Allerdings macht sie das Fertigstellen des Projektes wahrscheinlicher. Und klar: Die meisten Autor:innen möchten Klarheit darüber haben, wann sie wohl mit einem fertigen Buch rechnen können.
Eine beispielhafte Berechnung
Deshalb hier eine beispielhafte Zeit-Kalkulation für die Erstellung eines Buches in, sagen wir mal, sechs Monaten, also 26 Wochen:
- Woche 1 bis 2: Entwicklung eines inhaltlichen Konzeptes, zeitliche Planung
- Woche 3 bis 4: Schreiben eines Exposé
- Woche 5 bis 15: Schreiben der ersten Manuskriptfassung
- Woche 16 bis 23: Überarbeiten des Textes
- Woche 23 bis 26: Lektorat und ggf. weitere Überarbeitung
Das sind die Annahmen, die ich dafür getroffen habe:
- Das Konzept des Buches ist vorhanden, aber noch nicht fertig. Meist müssen noch einige paar Quellen gelesen werden.
- Das Exposé ist in jedem Fall notwendig. Auch, wenn du nicht mit einem Verlag arbeiten willst. Das wird unser nächstes Thema sein.
- Die Schreibgeschwindigkeit ist relativ schnell berechnet allerdings in wenig Zeit pro Tag. Ich habe hier „fünf Seiten pro Werktag“ angesetzt, was in ein bis zwei Stunden zu schaffen ist. Also werden 250 Seiten in zehn Wochen fertig.
- Die Überarbeitung ist sogar etwas optimistisch berechnet. Denn diese dauert wohl meist ebenso lang wie das erste Manuskript.
- Lektorat und Überarbeitung sind aus der Luft gegriffen. Denn das kommt auf den Verlag und die Zuverlässigkeit deiner Überarbeitung an.
Vermutlich ist deine Situation eine andere. Dann passe die Zahlen für dich an.
Sobald ich mich dann in der Schreibphase befinde, läuft in meinem Programm ein Zähler mit, der mir auch die Seitenzahl angibt. Und der ist mein Taktgeber: Erst, wenn ich abends mehr als fünf Seiten geschrieben habe, bin ich zufrieden und kann mich vom Tag lösen.
Die Schreibzeit berechnen
Wenn du das also auch machen willst, geht das so:
- Finde heraus, wie viele Seiten pro Tag du bequem schreiben kannst. Dazu beginnst du einen Text der dir relativ leicht fällt, und schreibst genau eine Stunde. Danach rechnest du nach, wie viele Seiten du geschrieben hast. Die meisten Programme berechnen das für dich. Ein guter Wert liegt bei 1.200 Zeichen pro Seite. Die absolute Zahl ist aber egal, es geht ja nur um den Referenzwert, wie viel du pro Stunde schreiben kannst.
- Teile nun die Gesamtzahl der notwendigen Seiten durch diese Zahl. Bei 250 Seiten wirst du bei fünf Seiten pro Stunde also 50 Stunden benötigen.
- Schätze realistisch ab, wie viel Zeit du pro Tag am Buch arbeiten kannst. Wie sieht es mit dem Wochenende aus? Gehst du in der Zeit ini den Urlaub? Oder kannst du an Wochenenden oder im Urlaub sogar mehr schreiben? Verteile die notwendigen Stunden über die folgenden Wochen.
Nun kennst du meine Kalkulation und die Rahmenbedingungen. Bedenke dabei die zwei Regeln, die für jedes Projekt gelten:
- Planst du zu großzügig und vermeidest du jeden Druck, dann wirst du diese Zeit ausfüllen und am Ende wird es trotzdem eng. Vielleicht wirst du auf das Projekt dann zurückschauen und dich ärgern, dass du dir so viel Zeit gelassen hast.
- Planst du andererseits zu knapp und erreichst die Zwischenziele (z.B. „fünf Seiten pro Tag“) nur unter Stress – wird das Ergebnis nicht gut sein. Und deine Begeisterung für das Projekt wird erst zu Druck und schließlich fällt dir gar nicht mehr ein, warum du das eigentlich tun wolltest.
Beide Planungsfehler können tödlich für dein Buchprojekt sein. Einerseits brauchst du die Regelmäßigkeit, um es ernst zu nehmen. Damit du aber den Spaß nicht verlierst, musst du unnötigen Stress vermeiden also die Messlatte nicht zu hoch legen. Also was tun?
Planungsfehler mit „Habit based Goals“ vermeiden
Über Habit Based Goals habe ich hier etwas geschrieben. Sie sind aber schnell erklärt:
- Plane kleine Schritte, die auf jeden Fall in die richtige Richtung gehen. Wer abnehmen will, plant also weniger zu essen und mehr Sport. Wir Autor:innen planen zu schreiben.
- Plane einfache, verständliche Ziele: Eine Ernährungsumstellung kann damit beginnen, morgens erst ein Glas Wasser zu trinken oder nach 20 Uhr nichts mehr zu essen. Wir Autor:innen können in geschriebenen Seiten oder redigierten Seiten kalkulieren.
- Plane mit Ankern: Damit sind Ereignisse im Laufe des Tages gemeint, die mit „Wenn ich…“ beschrieben werden. „Wenn ich aufstehe, trinke ich ein Glas Wasser.“ Für dich könnte es lauten „Wenn ich von der Arbeit komme, schreibe ich noch fünf Seiten.“
- Plane etwas unter deinen Möglichkeiten: Morgens, ein Glas Wasser zu trinken, ist keine Quälerei, nach zwanzig Uhr auch nicht – wenn es dabei um die Gesundheit geht. Für uns heißt das, eher weniger als mehr Seiten pro Tag zu erwarten. In dem Beispiel oben würde ich dir empfehlen, fünf Tage pro Woche zu schreiben, und zwar vier Seiten zum Start. Falls du dann mehr schreiben kannst und willst, nur zu. Wenn dann einige Tage oder Wochen vergangen sind, an denen du dieses Soll übererfüllt hast, darfst du die Messlatte höher legen. Vielleicht auf zunächst auf fünf und schließlich auf sechs Seiten pro Abend.
Du wirst merken, wie gut es dir tut, jeden Tag die Ziele zu erreichen – und zwar ohne Stress. Das ist viel motivierender, als jeden Tag mit keuchendem Atem ins Ziel zu kommen.
Behandle dich jederzeit freundlich
Eins noch: Mit dieser Planung bekommst du ein gutes Gefühl dafür, wie lange du an deinem Buch schreiben wirst. Allerdings darf es nicht zu einer Quälerei werden, die Ziele zu erreichen. Denn wenn der Druck zu groß wird, verschwindet der Spaß. Und du WILLST ja das Buch schreiben, du MUSST es nicht schreiben.
Ich bin Paul Jonas, Autor des Buches „Schreib. Dein. Buch“ und unübersehbar ein Pseudonym. Hier darf ich über meinen Job, das Schreiben und die Kreativität schreiben. Hier findest du mehr über mich.
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