Nie ist es wichtiger, Tagebuch zu schreiben als im Urlaub. Eine Reise unternehmen wir ja, um etwas zu erleben an das wir uns erinnern können. Mit einem Reisetagebuch aka Journeybook wird das viel lebendiger und intensiver. Versprochen.
Jahrelang habe ich alle nur denkbaren Formen von Reisedokumentationen ausprobiert: Ganz früher war es eine Bildergalerie danach (aber ich habe‘ oft vergessen, die belichteten Fotos abzuholen), dann war da mal ein Schuhkarton mit allen Eintrittskarten, Stadtplänen und Tickets aus New Orleans. Der ist dann bei irgend einem Umzug verloren gegangen.
Nun, ich hätte eh nicht mehr reingeschaut. Denn solche Sammlungen der Urlaubserinnerungen haben zwei Nachteile: Sie brauchen Zeit für die Aufarbeitung und sind fürchterlich unvollständig.
Erst, seit ich mit dem Journeybook aka Reisetagebuch unterwegs bin, bin ich mit meinen Urlaubserinnerungen zufrieden – und schaue ab und zu sogar wieder hinein! Allerdings gibt es einen viel wichtigeren Grund, so ein Tagebuch zu kreieren:
Ich verspreche dir: Mit einem Reisetagebuch wird dein Urlaub noch besser!
Denn: Tagebuch schreiben ist mehr als nur die Dokumentation des Erlebten. Denn Schreiben ist ja eine ganz besondere Tätigkeit:
- Schreiben entlastet bekanntlich die Seele von unguten Eindrücken
- und hilft beim Aufarbeiten von Emotionen und Erlebnissen.
- Schreiben hilft uns beim internen Storytelling, ohne welches unser Geist nur eine Sammlung sinnloser Eindrücke wäre.
- Mit ein paar Kniffen wird dein Tagebuch sogar zu einem Glücklichmacher.
- Es ist bekannt, dass das Dokumentieren von Erlebnissen, diese farbiger und lebendiger im Gedächtnis integriert.
- Und warum Tagebuchschreiben sowieso eine gute Idee ist, habe ich ja schon ausführlich erklärt.
Dies also als vorgezogener Bonus-Tipp: Wenn du ohnehin anfangen willst, Tagebuch zu schreiben, ist deine nächste Reise der zweitbeste Zeitpunkt dafür (der beste wäre genau jetzt).
9 gute Gründe, ein Reisetagebuch zu schreiben:
Wie diese Gründe genügen dir nicht? Dann schau mal hier:
- Unterwegs gibt es immer Zeit für ein paar Zeilen Text: Eine Reise beginnt fast immer mit Leerlauf – in der Flughafen Wartehalle, im Zug oder als Beifahrer im Stau. Wenn du dann mit den ersten Notizen beginnst, hast du beste Chancen, mit einem vollen Reisebericht zurückzukommen.
- Neue Erlebnisse, die verarbeitet werden müssen/wollen: Der Vorgang „Schreiben“ lässt dich besondere Ereignisse besser (und wenn du willst „intensiver“) verarbeiten. Und wer unterwegs ist, hat Erlebnisse. So oder so…
- Storytelling: Dein Gehirn wird es dir danken, wenn Erlebnisse und Eindrücke nicht unsortiert im Bewusstsein und später im Unbewussten herumgeistern – schreibe sie in einen Gesamtzusammenhang hinein und erhalte damit Sinn.
- Es wird dein bestes und liebstes Andenken: Kennst du das? Du kommst zurück und schon wenige Tage später hat dich der Alltag zurück. Mit einem Reisetagebuch kannst du dich an jeden besuchten Ort der Welt zurück zu beamen.
- Die perfekte Vorbereitung für deine Reiseerzählungen: Wer eine Reise tut, der hat was zu erzählen – sagt man. Und wer auf Reisen Tagebuch geführt hat, der kann besonders bunt und treffend erzählen.
- Nachschlagewerk – für alle weiteren Entwicklungen: Mir jedenfalls kommen im Urlaub die besten Ideen, was ich in Zukunft mit meinem Leben anfangen will. Nur vergesse ich diese immer wieder. Mit etwas Organisation kann ich sie mittels Tagebuch ins wahre Leben transportieren.
- Das Aufschreiben bringt dir Qualitäts-Zeit: Wenn du von A nach B über C nach D reist, ist das spannend – aber richtet deinen Geist ausschließlich auf viele äußere Eindrücke aus. Immer, wenn du dann über deine Gefühle und die inneren Erlebnisse schreibst, bekommst du ein Gespür für die wirklich wichtigen Dinge.
- Der Start für ein schönes Fotoalbum: Je nach Aufzeichnungsart (digital oder auf Papier) hast du vielleicht direkt nach deiner Reise schon ein fertiges Fotoalbum und damit das schönste Erinnerungsstück.
- Gute Gewohnheit etablieren: Nicht zuletzt etablierst du mit einem Reisetagebuch eine wirklich gute Gewohnheit, nämlich das Schreiben eines Tagebuchs, die du dann gleich in den Alltag übernehmen kannst.
Habe ich zu viel versprochen? Ich denke, die Frage, ob du auf der nächsten Reise unbedingt Tagebuch schreiben willst, ist damit geklärt. Jetzt geht es nur noch um das WIE…
10 Tipps für dein bestes Reisetageboch
1. Digital oder analog?
Das ist mehr eine Entscheidunghilfe als ein Tipp: Denn die wohl wichtigste Entscheidung ist „digital oder analog“?. Beides hat Vorteile und Nachteile. Ich war lange Zeit Fan meiner „Day One“-App, mit der ich ohnehin auf iPhone, iPad und dem Notebook schreibe. Diese kann ich im Urlaub einfach umfunktionieren und die Reiseerinnerungen auf Wunsch in ein PDF exportieren.
Seit meiner Zeit in Südafrika liebe ich aber mein Notizbuch aus Papier, in dessen Einstecktasche ich auch Belege und lustige Erinnerungen aufbewahren kann. Außerdem kann man darin abends so schön herumkritzeln, während man im Café sitzt und Menschen beobachtet…
Vielleicht ist ja das Smart Writing System von Moleskine eine tolle Art, beides zu bekommen. Hier werden die Aufzeichnungen im Notizbuch auch gleich digital gespeichert und können sogar – wenn deine Handschrift o.k. ist – auch in Text umgewandelt werden. Mir gefällt das schon ziemlich gut.
Bevor du jetzt aber gleich in den Shop gehst, und dir ein Notizbuch oder eine App holst, nimm dir etwas Zeit für diese Fragen:
- Hast du dein Handy / Tablet im Urlaub immer bei dir? Dann ist das vielleicht genau das richtige Gerät.
- Fotografierst du digital – vielleicht sogar mit dem Handy? Das spricht auf jeden Fall auch für eine digitale App-Lösung.
- Zeichnest du gerne oder vielleicht sogar gut? Das spricht ganz klar für Papier.
- Willst du möglichst viel Abstand zum Job und dem „realen“ Leben? Dann kommt für die meisten vermutlich vor allem ein manuelles Reisetagebuch in Frage.
2.: Beginne spätestens am Reisestart
Wenn du am ersten Reiseort angekommen bist, sollte der erste Eintrag schon geschrieben sein. Warum? Weil die Anreise wichtig ist und mit konsequentem Schreiben die Routine kommt.
3. Schreib täglich
Und dann bitte (mindestens) täglich schreiben. Na gut, wenn du mal ein paar Tage am Meer verbringst, wirst du nicht so viel erleben. Aber vielleicht hast du Gedanken, die du sonst nicht hast. Außerdem hast du nun Zeit für die Schreib-Routine. Also, keine Ausreden. Und falls du abends mal zu müde oder zu berauscht bist – egal. Notiere genau das.
4. Kombiniere den Inhalt mit Fotos
Vielleicht machst du an manchen Tagen auch ein Foto-Tagebuch. Eine schöne Übung ist: Knipse über den Tag verteilt genau drei Fotos (nicht mehr und nicht weniger) und verwende sie im Tagebuch. Vielleicht mit einer kurzen Bildzeile. Aber nicht mehr. Ich verspreche dir: Das wird spannend.
5. Nimm dich selbst wahr – und schreibe dann
Ansonsten gilt: Notiere alles, was dir notierenswert erscheint. Aber: Denke vor allem an deine Gefühle, Gedanken und Ideen. Denn natürlich ist es wichtig, dass ihr morgens um fünf Uhr zu einer Safari aufgebrochen seid und während dieser zwei Löwen, zehn Gnus und drei Giraffen gesehen habt. Abends gab es Hamburger. Ja, das ist ein ordentliches Logbuch. Aber wie ging es dir dabei? Was hast du in den Augen der Tiger gesehen? Wie weit war die Steppe? Und welche Gespräche habt ihr am Abendessen geführt?
6. Sei nicht perfekt. Du hast Urlaub!
Du solltest nicht viel Zeit mit großartigen Formulierungen oder der korrekten Grammatik verplempern. Das ist dem Ziel eines Reisetagebuchs nicht angemessen. Vielleicht willst du sogar nur Stichwörter notieren und gar keine ganzen Sätze oder Erzählungen schreiben. Wenn dir das hilft, deine Gedanken flüssig abzubilden, ist das sicherlich eine gute Entscheidung.
7. Schreibe nur für dich
Zumal ich dir ohnehin empfehle, dein Tagebuch nur für dich selbst zu schreiben. Wenn du kein Reiseblogger bist oder werden willst, dann schreib nur für dich. Selbst dein Liebster oder deine besten Freunde sind – gerade, weil du ihnen so nahe stehst – für tiefe Gedanken und Gefühle nicht immer die besten Adressaten.
Nun könnten – zumindest die Socical Media Influencer unter uns – auf die Idee kommen, das angenehm Nützliche mit zukünftigem Ruhm in den sozialen Medien zu verbinden. Also vielleicht einfach öffentlich schreiben und dadurch die Community erreichen. Doch: Das halte ich schlicht für falsch!
Der Sinn eines Tagebuchs geht weit darüber hinaus, interessante Erlebnisse zu dokumentieren. Es geht um deine Gefühle, dein inneres Storytelling. Und das darf sich einfach nicht nach außen richten. Wir alle haben Gedanken, die nur für uns selbst bestimmt sind. Du kannst das natürlich durch „Doppelte Buchführung“ lösen: Schreibe erst deine privaten Gedanken in dein Tagebuch – und veröffentliche danach (!) deine Postings wo auch immer du das tun willst.
8. Nimm dir Zeit und blättere nach hinten
Wir machen auf der Heimfahrt manchmal ein sehr interessantes Spiel: In den Erinnerungen gehen wir jeden Tag noch einmal durch und erinnern uns an alles, was wir getan, gegessen und gefühlt haben. Dadurch wird jede Reise noch einmal viel, viel größer!
Mit einem Reisetagebuch, kannst du das auch alleine immer mal wieder zwischendurch machen.
9. Gebe jedem Tag ein Motto
(Fast) jeder Tag steht unter einem bestimmten Thema. Manchmal ist es Aufbruch, manchmal Stagnation. An manchen Tagen passieren einem die merkwürdigsten Dinge, andere sind nur langweilig.
Überlege dir am Abend: „WAS für ein Tag war das?“ Gib ihm ein Motto.
10. Schließe das Journeybook am Ende ab
Vielleicht achtest du auf die Kosten oder druckst für deine Eltern nach der Reise noch ein paar Fotos aus. Oder dir fallen bei der Erzählung der Reise noch ein paar besondere Begebenheiten ein. Schließe damit dein Reisetagebuch ab.
Der eine Grund dafür ist, dass wir Menschen darauf programmiert sind, Dinge zu beenden. Du bekommst für diesen Abschluss von deinem Körper also einen kleinen Wohlfühl-Tropfen Serotonin spendiert.
Der andere Grund ist noch grundlegender: Warum machen wir denn überhaupt eine Reise? Weil wir dann etwas erleben – dan das wir uns erinnern können. Na also: Dann tu das gefälligst! 😉
Und jetzt: Machen!
Der nächste Urlaub steht hoffentlich demnächst an. Also: Bereite dich darauf vor und nimm ein digitales oder analoges Heft mit. Und ich verspreche dir: Du wirst dir selbst für dein erstes Reisetagebuch dankbar sein. Ich war es auch!
FAQ zum Thema
Ich freue mich ja über eine wachsende Lesergemeinde – die mir dann häufig auch Fragen per Mail schickt. Hier ist ein guter Ort, um diese zu beantworten:
Was ist mit vorstrukturierten Journeybooks?
Von einigen Reisebuchverlagen gibt es ja vorgefertigte Reisetagebücher mit einigen Travel-Informationen und Ideen zum Schreiben. (siehe etwa hier).
Obwohl ich finde, dass das eine tolle Idee ist und diese auch teils sehr knuffig aufgemacht sind – bin ich kein Fan davon. Ich vertrete ja die Meinung, dass ein Tagebuch etwas sehr, sehr persönliches ist – und deshalb selbst gebastelt immer besser ist.
Wer aber einen einfachen Einstieg sucht, ist damit vermutlich sehr gut beraten.
Der „Contentman“ hier und mein Newsletter dort sind meine Spielwiesen und digitale Chancen, meine Gedanken auszudrücken. Lange Jahre war ich Journalist – habe also vielleicht ein bisschen Tinte in meinem Blut. Mein Geld verdiene ich als Produktentwickler im Wort & Bild Verlag. .
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