Generative KI: individuelle Kreativität hoch / kollektive Vielfalt runter

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Kann künstliche Intelligenz (KI) uns helfen, kreativer zu sein, oder droht dadurch eine Zukunft voller eintöniger Mittelmäßigkeit? Eine Studie, die in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht wurde, hat genau diesen Zusammenhang untersucht und liefert interessante Erkenntnisse.

Zusammenfassung

Forscher haben die Auswirkungen von KI-generierten Ideen auf das Verfassen von Kurzgeschichten analysiert und festgestellt, dass der Zugang zu solchen Ideen die Originalität und Nützlichkeit der Geschichten steigert.

Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt bei Autoren, die sich selbst als weniger kreativ einschätzen. Die Studie enthüllt aber auch eine Schattenseite: Die zunehmende Verwendung von KI birgt die Gefahr, dass die Bandbreite neuartiger Inhalte schrumpft, da sich KI-inspirierte Werke oft ähneln.

Es geht um einen Forschungsartikel mit dem Titel „Generative KI verbessert die individuelle Kreativität, reduziert aber die kollektive Vielfalt neuartiger Inhalte„. In der Studie untersuchten die Autoren, wie sich der Zugang zu Ideen, die von einer generativen KI (in diesem Fall GPT-4) generiert wurden, auf die Kreativität von Kurzgeschichten auswirkt.

Die Ergebnisse zeigen, dass die von der KI generierten Ideen die Geschichtenerzählung kreativer, besonders bei weniger kreativen Autoren machten. Allerdings wurden die Geschichten durch die Verwendung der KI einander ähnlicher, was auf einen potenziellen Verlust an kollektiver Neuheit hindeutet. Die Studie zeigt somit das Dilemma der generativen KI auf: Sie kann zwar die individuelle Kreativität fördern, birgt aber gleichzeitig das Risiko, die Vielfalt der produzierten Inhalte zu verringern.

Das Studiendesign

Die Quelle beschreibt eine zweistufige Online-Studie, die den Einfluss von generativer KI auf die Kreativität beim Schreiben von Kurzgeschichten untersuchte. In der ersten Phase wurden 293 Teilnehmer („Autoren“) gebeten, eine acht Sätze lange Geschichte zu schreiben.

Die Autoren wurden zufällig einer von drei Bedingungen zugeteilt: Schreiben ohne KI-Unterstützung, Schreiben mit einer vorgeschlagenen KI-Idee und Schreiben mit bis zu fünf vorgeschlagenen KI-Ideen.

(Zwischenbemerkung: Das kannst du mit unserem Zufallswort-Generator perfekt üben.)

In der zweiten Phase bewerteten 600 Teilnehmer („Bewerter“) die Geschichten hinsichtlich Neuheit, Nützlichkeit und emotionaler Merkmale. Den Bewertern wurde zunächst nicht mitgeteilt, welche Geschichten mit KI-Unterstützung entstanden waren. Später wurde ihnen diese Information offengelegt und es wurden weitere Fragen zu Themen wie der Zuschreibung von Urheberschaft und Gewinnbeteiligung gestellt.

Wie lauten die Ergebnisse?

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Zugang zu generativer KI die wahrgenommene Neuheit und Nützlichkeit von Kurzgeschichten steigert. Dies zeigte sich insbesondere dann, wenn Autoren die Möglichkeit hatten, mehrere KI-generierte Ideen anzufordern – in der Studie bis zu fünf.

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Die Geschichten von Autoren mit KI-Unterstützung wurden von den Bewertern als kreativer, besser geschrieben und unterhaltsamer empfunden. Dieser Effekt war besonders stark bei Autoren, die durch den Divergent Association Task (DAT) als weniger kreativ eingestuft wurden. Das ist ein Kreativitätstest, bei dem Teilnehmende gebeten werden, 10 Wörter zu nennen, die so unterschiedlich wie möglich sind.

Und siehe da: Der Zugang zu generativer KI glich die Bewertungsunterschiede zwischen Autoren mit höherer und niedrigerer Kreativität aus.4

Also alles super mit KI? Nein!

Der Haken bei der Sache: Obwohl die KI-Unterstützung die individuelle Kreativität steigerte, führte sie auch zu einer größeren Ähnlichkeit der entstandenen Geschichten. Geschichten, die auf KI-Ideen basierten, ähnelten sich stärker als Geschichten, die ohne KI-Unterstützung geschrieben wurden. Die Autoren ließen sich offenbar von den generierten Ideen inspirieren, was zu einer gewissen Homogenisierung der Inhalte führte.

Zusätzliche explorative Analysen zeigten, dass die Mehrheit der Bewerter die Verwendung von KI beim Schreiben von Geschichten für ethisch vertretbar hält. Allerdings sprachen sie sich mehrheitlich dafür aus, dass die Verwendung von KI transparent gemacht werden sollte und die Urheber der Trainingsdaten für die KI-Modelle finanziell beteiligt werden sollten.

Was können Kreative davon ableiten?

Die Ergebnisse der in den Quellen vorgestellten Studie bieten Kreativschaffenden wichtige Erkenntnisse:

  • Generative KI kann als Inspirationsquelle und Werkzeug zur Überwindung von kreativen Blockaden dienen.12 Die Verfügbarkeit von generativen KI-Ideen kann insbesondere für weniger kreative Autoren zu neuartigeren und nützlicheren Geschichten führen.
  • Der Zugriff auf mehrere KI-generierte Ideen ist vorteilhafter als der Zugriff auf nur eine.4 Dies ermöglicht es Autoren, verschiedene Ansätze zu erkunden und eine größere Bandbreite an Storylines zu entwickeln.
  • Trotz der Vorteile der generativen KI sollten sich Kreative der potenziellen Auswirkungen auf die Originalität ihrer Arbeit bewusst sein. Die Verwendung von KI-generierten Ideen kann zu einer gewissen Angleichung der Inhalte führen, wodurch die kollektive Neuheit der produzierten Werke abnehmen kann.
  • Es ist wichtig, die eigene Kreativität zu fördern und sich nicht ausschließlich auf KI-generierte Inhalte zu verlassen.6 Die effektivsten Ergebnisse werden erzielt, wenn generative KI als Werkzeug zur Ergänzung und Erweiterung der eigenen Kreativität eingesetzt wird, anstatt sie zu ersetzen.
  • Die ethischen Implikationen der Verwendung von KI in kreativen Prozessen müssen berücksichtigt werden. Dazu gehört die Frage nach der Urheberschaft, der Gewinnbeteiligung und der Transparenz gegenüber dem Publikum hinsichtlich des Einsatzes von KI.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass generative KI für Kreativschaffende ein wertvolles Werkzeug sein kann, wenn sie umsichtig und bewusst eingesetzt wird. Es ist wichtig, die Balance zwischen den Vorteilen der KI-Unterstützung und der Wahrung der eigenen künstlerischen Vision zu finden.

Quelle: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adn5290

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